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1. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 278

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
278 Iv. Oestreichs Kämpfe gegen Türken und Franzosen. kaiserlichen Regierung und wegen der Verfolgungen, welche die Protestanten erdulden mußten, erhoben hatten.' Mit einem Heere, das mehr als 200000 Mann zählte, drang der Großwessir (erster Minister) Kara Mustapha in Ungarn ein und rückte gerades Weges 1g83] vor Wien. Der österreichische Feldherr, Karl von Lothringen, war nicht stark genug, um dem Feinde die Spitze bieten zu können, und zog sich zurück, um Verstärkungen zu erwarten. Kaiser Leopold verließ in eiliger Flucht seine Hauptstadt, und ein großer Theil der Einwohner folgte seinem Beispiele. Hätten die Türken die erste Bestürzung benutzt, Wien wäre vielleicht erobert worden und einem traurigen Schicksale anheim gef allen. So aber gingen die Belagerungsarbeiten sehr langsam von Statten,^ und die Vertheidiger, unter Führung des tapfern und entschlossenen Grafen Rüdiger von Stahremberg, gewannen Zeit, die theilweise sehr schadhaften Festungswerke auszubessern. Mit der Länge der Belagerung wuchs auch die Widerstandskraft der Besatzung, die durch die Anstrengungen der gesammten Bürgerschaft, insbesondere der Studenten wirksam unterstützt wurde. Nahmen die Belagerer einen festen Punkt, so hatten die Vertheidiger schon dahinter eine neue Schutzwehr aufgeführt; hatten die Türken eine Mine vollendet, um das darüber liegende Festungswerk in die Lust zu sprengen, so durften sie sicher darauf rechnen, durch die Explosion einer Gegenmine in ihrer Arbeit gehindert oder gar verschüttet zu werden.' Ost auch trafen die Gegner bei ihrer unterirdischen Thätigkeit aus einander, und ein erbitterter Kampf entspann sich im Innern der Erde. Jeder Fuß, den die Belagerer vorschritten, kostete ihnen Hunderte von Menschen. Doch die Kräfte waren zu ungleich, der Heldenmuth der Vertheidiger mußte über Kurz oder Lang endlich der Uebermacht der Feinde erliegen, und banger und immer banger blickten die Wiener nach der Richtung hin, aus welcher die ersehnte Hülfe kommen sollte. Da, nach 60tägigem Harren, verkündeten Feuerzeichen vom Kahlenbergs, daß das Entsatzheer eingetroffen war. Herzog Karl von Lothringen hatte sich mit den zur Rettung der bedrohten Stadt herbeigeeilten Kurfürsten Maximilian Emannel von Baiern und Johann Georg von Sachsen mit dem ritterlichen Polenkönige Johann Sobiesky vereinigt und griff nun unverzüglich die Feinde an. Der heftigste Streit entbrannte, Deutsche und Polen rangen um den Preis der Tapferkeit, und mit einbrechender Nacht befand sich das überlegene Türkenheer auf der Flucht. Der Großwessir hatte das Lager mit allen Vorräthen im Stiche lassen müssen, und die Sieger machten unermeßliche Beute. Ueber 300 Geschütze, 15000 Zelte, 9000 Wagen mit Kriegsvorräten und 2 Millionen an baarem Gelde fielen in ihre Hände; Tausende von gefangenen Christensclaven erhielten ihre Freiheit. König Johann Sobiesky wurde als der Held
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