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1. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 295

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
1. Friedrich der Große. 295 er sich wenig und spottete überhaupt über manches, das dem Vater werth war. So kam es, daß Friedrich Wilhelm immer inißmuthiger über dcu Sohn wurde. Er nannte ihn stolz und hoffärüg und meinte: „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet, er macht sich nichts aus den Soldaten und wird meine ganze Arbeit verderben." Fast jede Gelegenheit suchte er auf, um Friedrich zu kränken. An verletzenden Reden und schimpflicher Behandlung ließ er es nicht fehlen, ja es kam sogar so weit, daß er den 18jährigen Jüugliug mit Schlägen traftirte. Einst zog er ihn bei den Haaren zu Boden, und nachdem er seine starken Fäuste auf der Brust des Sohnes erprobt hatte, schleppte er ihn zum Fenster und legte ihm den Gardinenstrang um den Hals, um ihn zu erdrosseln. Da eilte auf bett Hülferuf des Prinzen ein Kammerdiener herbei und befreite ihn mit Gewalt aus den Hänben des Wüthenden. Dabei war der König unbesonnen genug, öffentlich zu sagen: „Wettn mich mein Vater so behandelt hätte, ich wäre längst davon gelaufen; aber Fritz hat keine Ehre und läßt sich Alles gefallen." Doch hatte er sich in dem Sohne verrechnet. Friedrich sann wirklich auf Flucht und wartete nur auf eine günstige Gelegenheit, mit sein Vorhaben auszuführen. Mit seinen beiden Vertrauten, beit Lieutenants Keith und Katte, war schou alles vorbereitet. Friedrich wollte über Holland nach England zu den Verwandten seiner Mutter entfliehen. Im Sommer 1730 begleitete der Kronprinz seinen Vater auf einer Reise nach dem Rheine. In dem Dorfe Steinfurth tu bcr Gegend von Heilbronn wurde übernachtet. Hier gedachte Friedrich die Flucht zu bewerkstelligen. Doch man hatte bereits Verdacht geschöpft, und ehe er eins der bereit gehaltenen Pferde besteigen konnte, wurde er angehalten und zurückgeführt. Noch hielt der König an sich, denn er wollte vollgültigere Beweise. Diese fanden sich in einem aufgefangenen Briefe des Prinzen an den Lieutenant Katte, und nun kannte Friedrich Wilhelms Zorn keine Grenzen mehr. Er siel förmlich über den Sohn her und schlug ihn mit dem Stocke ins Gesicht, daß das Blut floß. „Nie hat ein brandenbnrgisch Gesicht solche Schmach erlitten", rief Friedrich. Hierauf brachte man ihn unter strenger Bewachung den Rhein hinab nach Wesel, wo das erste Verhör stattfand. Ans die Frage des Königs, warum er habe fliehen wollen, erwiderte er: „Weil Sie mich nicht wie Ihren Sohn, sondern wie einen Sclaven behandelt haben." „Du bist nichts als ein gemeiner Deserteur, der keine Ehre im Leibe hat!" schrie der König. „Ich habe deren so viel als Sie", lautete die Entgegnung, „und habe nur gethan, was Sie nach Ihren eigenen Worten an meiner Stelle auch gethan haben würden." Außer sich vor Wuth drang Friedrich Wilhelm mit gezogenem Degen auf bcu Prinzen ein, als ihm noch rechtzeitig der General von Mosel mit den Worten
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