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1. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 362

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
362 Ix. Das neue Deutschland. Im Jahre 1772 schlossen in Göttingen mehrere strebsame Jünglinge den „Hainbund". Die Glieder dieses Dichterbundes stellten es sich zur Aufgabe, alles echt Deutsche und Volkstümliche zu Pflegen. Sie schwärmten sür Freundschaft, Tugeud und Vaterland, feierten Klopstock als Dichterkönig und verdammten Wielands sittenverderbliche Schriften. Zu ihnen gehörte Bürger aus Wol-merswende im Halberstädtischen, eine hochbegabte Natur, dessen „Leonore", „der Kaiser und der Abt", „das Lied vom braven Mann" allgemein bekannt und beliebt sind, den aber ein leichtsinniges Leben, Armuth und Nahrungssorgen und drei durch Leidenschaft und Unbesonnenheit zerrüttete Ehebündnisse kummervoll und frühe ins Grab stürzten; ferner Voß, die beiden Grasen Stol-berg, Hölty, Claudius u. A. Die hellsten Sterne am deutschen Dichterhimmel sind Goethe und Schiller. Johann Wolfgang von Goethe wurde am 1749—1832] 28. August 1749 zu Frankfurt a. M. geboren, wo sein Vater die Stelle eines kaiserlichen Rathes bekleidete. Schon als Knabe beschäftigte er sich damit, kleine Erzählungen zu erfinden. In seinem 16. Jahre bezog er die Universität Leipzig, um die Rechte zu studiren. Von dort begab er sich nach Straßburg, wo er die Bekanntschaft Herders machte, welche von großem Einfluß auf die Entwickelung feines Dichtertalents war. Nach vollendeten Studien arbeitete er eine Zeit lang am Reichskammergericht zu W etz lar. Dann schrieb er fein erstes großes dramatisches Werk, „Götz von B erlich in gen". Drei Jahre verbrachte er hierauf im elterlichen Hanse zu Frankfurt. Die Aufmerksamkeit von ganz Europa lenkte sich auf deu jungen Dichter, dessen liebenswürdige Persönlichkeit Alle bezauberte, und der Herzog Karl August berief ihn an feinen Hof nach Weimar, den Sammelplatz der größten Geister jener Zeit. Ueber Festen und geselligen Freuden, deren Mittelpunkt er war, im Umgange mit Karl August, der ihn kaum einen Tag entbehren mochte und ihn mit feiner Gunst überschüttete — er ernannte ihn zum Geheimen Rath — fand Goethe keine Muße, die Entwürfe auszuführen, welche seinem Geiste vorschwebten. Erst nach seiner Rückkehr von einer Reise nach Italien gab er sich von Neuem seinem Schöpfungstriebe hin. Es entstanden „Iphigenie", „Egmont", „Tasso", das gewaltige Drama „Faust", die reizende Idylle (Naturdichtung) „Hermann und Dorothea", die Thierfabel „Reinecke Fuchs", Romane und zahlreiche lyrische Gedichte („Erlkönig", „der Sänger"), welche allein hingereicht hätten, seinen Namen auf die Nachwelt zu bringen. Die letzten Jahre feines Lebens verbrachte er in stiller Zurückgezogenheit, geistig frisch und thätig bis ins höchste Alter. Er starb mit den Worten: „Mehr Licht!" So unerreicht auch Goethe dasteht, so sind doch seine Dichtungen nicht in dem Maße Eigenthum des Volkes geworden, wie die
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