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1. Kurzer Abriss der badischen Geschichte - S. 31

1903 - Karlsruhe : Lang
— 31 — machten sich seine Greuel so empfindlich suhlbar. In manchen Gegenden der Pfalz war die Verheerung derart, daß nichü mehr als zwei von hundert Bewohnern übrig blieben; weite Striche der schönen, fruchtbaren Landschaft waren verödet, überall Ruinen rind rauchende Trümmerhaufen. Da harrten des neuen Regenten große und schwierige Aufgaben. Karl Ludwig, der Sohn des Winterkönigs, der 1649 nach dem westfälischen Frieden*) wieder in das Land seiner Väter einziehen konnte und bis 1680 regierte, machte sich mit allem Eiser und Geschick an dieselben, und schon nach kurzer Zeit erfreute sich das von der Natur mit unerschöpflicher Fruchtbarkeit ausgestattete, von einem ausdauernden, widerstandssähigen Menschenschlag bewohnte Land einer neuen Blüte. Doch bereits nach wenigen Jahrzehnten brach ein noch schlimmererfeind verheerend über die gottgesegneten Gaue herein. Ludwig Xiv. sandte seine Mordbrennerbanden über den Rhein herüber, die schonungslos die junge Blüte niedertraten. Da forderte der tapfere, von heiligem Grimm erfaßte Kurfürst den französischen General Turenne zum Zweikampf heraus, um so durch persönlichen Austrag des Streites seinem Volke die Schrecken eines neuen Krieges zu ersparen. Doch das ritterliche Anerbieten ward abgewiesen, und die Pfalz sollte ihrem Schicksal nicht entgehen. Vergeblich war auch das Opfer, das Karl Ludwig durch die Verheiratung seiner trefflichen Tochter, Elisabeth Charlotte**), mit dem Bruder des Franzosenkönigs, Philipp von Orleans, der Politik brachte; denn anstatt die Begehrlichkeit des Nachbarn zu mindern, war diese unglückliche Familienverbindung die Ursache weiterer Angriffe auf die Pfalz, welche Ludwig Xiv. unter Geltendmachung unberechtigter Erb-anfprüche nach dem Tod des Bruders seiner Schwägerin, des Kurfürsten Karl (gest. 1685), unternahm. Es kam zu einem neuen Krieg, dem berüchtigten pfälzischen Raubzug (1688 bis 1697); iu Befolgung der vom König ausgegebenen Losung: „Verbrennet die Pfalz!" wüteten die Franzosen 1689 unter dem General Melac in barbarischer Weise. Außer zahlreichen linksrheinischen Städten, darunter Worms und Speyer mit ihren Domen und Kaisergräbern, traf die Verheerung Mannheim, Heidelberg, Breiten n. a. aufs furchtbarste; das prächtige Heidelberger Schloß wurde ein Raub der Flammen. So mußte die Kulturarbeit wieder von vorn anfangen, und lange dauerte *) Durch diesen war die erste weltliche Kurstimme an die bayrischen Wittelsbacher gekommen; für die Pfalz war eine neue, die achte und letzte Kur geschaffen worden. **) Diese unter dem Namen „Lieselotte" volkstümlich gewordene Prinzessin ist eine der anziehendsten Frauengestalten der Geschichte; ihr kerndeutsches, treuherziges Wesen hat sie auch inmitten des entarteten Luxuslebens am französischen Hofe bewahrt.
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