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1. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 45

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
7 Die Juden. — Auch in Mecklenburg waren, wie im übrigen Deutschland^ die Juden während des Mittelalters schweren Verfolgungen ausgesetzt, indem man sie der Entwerhung christlicher Heiligtümer beschuldigte. Judenverfolgungen fanden statt 132o zu Krakow, 1330 zu Güstrow, die letzte und größte 1492 zu Stern-berg Hier wollte der an der Ecke der Pastiner Straße wohnhafte Jude Ekeasar die Hochzeit seiner Tochter durch eine Verhöhnung des Christengottes verherrlichen. Deshalb trachtete er nach dem Besitz einer Hostie, von der er sicher wußte, daß sie durch einen Priester geweiht und also in den Leib Christi verwandelt worden sei. Nun wohnte ihm gegenüber ein Priester namens Peter Däne, dem er einmal vier Schillinge geliehen und dasür als Pfand einen eisernen Grapen erhalten hatte. Eleasar versprach dem Priester, ihm das Psandstück ohne Geld zurückzugeben und noch einen halben Gulden zu schenken, wenn er ihm zwei geweihte Hostien überlasse. Peter Däne erlag der Versuchung und übergab dem^Eleasar die Hostien. Diese wurden am Hochzeitsmorgen von den Juden durchstochen, worauf sie zu deren Entsetzen zu bluten ansingen. Es ward ihnen bange, und sie brachten die Hostien, welche sich weder mit Feuer noch mit Wasser vernichten ließen, wieder zu Peter Däne, der sie auf dem Fürstenhofe nahe der Stadtmauer in die Erde vergrub, bald aber, von Gewissensbissen gequält, die Sache anzeigte. Herzog Magnus Ii. erschien persönlich in Begleitung von Bischöfen und Prälaten und stellte ein scharfes Verhör an. Am 24. Oktober 1492 wurden dann 27 Juden, 25 Männer und 2 Frauen, auf dem Berge vor dem Lukower Thore, seitdem der Judenberg genannt, dem Flammentode übergeben. Alle starben mit freudigem Mute und hauchten unter heiligen Gesängen ihr Leben aus. Während Eleasar sich durch Flucht rettete, wurde Peter Däne nach Rostock gebracht und hier nach vielen Qualen gleichfalls zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Alle Juden wurden des Landes verwiesen. Erst nach 200 Jahren durften wieder Juden in Mecklenburg einwandern. In Sternberg finden wir sie erst 1769. Die blutenden Hostien wurden als kostbare Reliquien in einer zu diesem Zwecke erbauten Kapelle zur allgemeinen Verehrung ausgestellt, und bald erlangte das heilige Blut von Sternberg einen solchen Ruhm, daß L)ternberg einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte Deutschlands wurde. Durch Luthers machtvolles Auftreten erreichte der aufgerichtete Kultus sein Ende. 8. Dorresormntorüche Hewegungrii. — Die Irrlehren der mittelalterlichen Papstkirche wie die wachsende Sittenlosigkeit des geistlichen Standes hatten schon öfter den Widerspruch und den Bußrus einzelner Männer wie größerer Kreise hervorgerufen. Aber die Kirche hatte diese unwillkommenen Mahner bald zum Schweigen gebracht und die hervorgerufenen geistlichen Bewegungen mit Feuer und Schwert unterdrückt. Nicht so leicht gelang es, die Lehren des Engländers Wykles (f 1384) an weiterer Verbreitung zu hindern; diese drangen auch nach Mecklenburg. Schon 1380^ gab es in Wismar Anhänger Wykless, die aber vom Rate der Stadt mundtot gemacht wurden, worauf derselbe vom Papste ein Dankschreiben empfing. In Rostock lebte 1404 eine Frau, welche die Lehren der Kirche vorn Fegefeuer, vorn Ablaß und der Anbetung der Heiligen
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