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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 73

1911 - Erfurt : Keyser
— 73 — Der Auszug erfolgte durch das Andreastor. Voran ritt der Stadthauptmann, und das mächtige Stadtbanner rauschte neben ihm. Danu kamen die Ratsherren und die Ratsjunker, alle in glänzender Rüstung. Ihnen folgten etwa 400 schwer gewappnete Soldleute, diesen die Biereigen mit Armbrüsten und den schweren Setzschilden, und auf diese ein Teil des Fußvolkes aus den Zünften. Ein großer Teil der Zunftleute stand dem Blydenmeister zur Verfügung, der den langen Zug der Kriegsmaschinen anführte. Voran fuhren etwa ein Dutzend riesenhafter Armbrüste, die auf leichten Radgestellen ruhten; dann solgten ungefähr zwei Dutzend Blyden, gewaltige Schleudermaschinen, die eine gar gefürchtete Waffe darstellten und für den Erfolg der Belagerung von größter Wichtigkeit waren. Wagen mit Wurf- und Stoßzeug schlossen sich an; dann kamen sahrbare Brustwehren und etliche Turmgerüste und vor allem die Munitionswagen, beladen mit Balkenpfeilen, schweren Blei- und Eisenkugeln, mit Hakenbrandern, Werg und Oel, und endlich zwei Wagen mit gar übel duftendem Inhalt, den der Schinder geliefert hatte; der führte und geleitete auch die Wagen, da ehrliche Männer zu solcher Aufgabe nicht gebraucht werden durften. Den Schluß machte eine lange Reihe Wagen, die zum Teil mit Zeltzeug beladen, zum Teil leer waren. Von den leeren Wagen sollten etliche unterwegs mit Fleisch, Kohlen und Salz gefüllt werden und in die Stadt zurückkehren. Andere wiederum waren zur Aufnahme von Verwundeten bestimmt; auf ihnen saßen die Bader mit ihrem Verbandzeug. Der große Rest der leeren Wagen aber sollte die Beute aufnehmen, die man zu machen hoffte. Neben all' diesen Wagen gingen die Zunftleute und Stadtknechte und halten viel zu tun, daß dieselben vom Fleck kamen; denn die Straßen waren damals eigentlich nur eine Häufung von Löchern und tiefen, vielfach durcheinander lausenden Radspuren. Auf der Landstraße: Die Straßen führten, wenn es irgend sich tun ließ, zu jener Zeit nicht mitten durch die Dörfer, sondern seitlich an ihnen vorbei. Auf den Wegen zogen eben gar manche dahin, die man nicht im Dorfe haben mochte, und gegen die man durch Zäune und tunlichst auch durch Mauern sich wehrte. Obgleich nun die Erfurter mit keinem der Dörfer wirklich in Berührung kamen, war drinnen doch viel Bewegung zu spüren. Die Bauern, die allen Grund hatten, in jedem Heerhausen grimmige Feinde zu sehen, zogen sich in die ummauerten Friedhöfe bei den Kirchen zurück, die allemal die letzte Zuflucht boten. Die Erfurter aber dachten nicht daran, die Dörfer zu brandschatzen, zumal Elxleben und Walschleben Eigentum des Grasen von Gleichen waren, mit dem der Rat in Frieden und Freundschaft lebte. Das Lager vor Andisleben: Endlich kam man vor Andisleben an. Der Türmer auf dem Bergfrit aber hatte den Zug schon erspäht, als die Spitze desselben die kleine Höhe hinter Walschleben
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