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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 91

1902 - Karlsruhe : Lang
— 91 — bedächtiger Feldherr. Er hätte gerne die Stadt durch Kapitulation gewonnen und wollte die Erstürmung derselben vermeiden. Aber General Pappenheim setzte es durch, daß am 19. Mar tut Kriegsrate der Sturm beschlossen wurde. Tilly hatte tags zuvor einen Trompeter in die Stadt geschickt und die Bürger zur Übergabe auffordern lassen. Da Gustav Adolss Heer nicht allzuweit entsernt war, hofften die Magdeburger, der König werde ihnen zu Hilfe kommen, und zögerten mit der Antwort auf Tillys Aufforderung bis zum 20. Mai. In der vorhergehenden Nacht waren die Wälle sorgfältig bewacht worden, weil die Bürger einen Sturm der Kaiserlichen erwarteten. Als aber alles ruhig blieb, gingen sie bei Tagesanbruch zur Ruhe, und die Wälle' wurden von Söldnern besetzt. Nun unternahm das kaiserliche Heer den Sturm. Aus drei Seiten wurde die Stadt angegriffen, und Pappenheim drang durch eine schlecht bewachte Pforte in sie ein, bevor die beiden andern Abteilungen des stürmenden Heeres znm Angriffe schritten. Die Söldner leisteten kaum Widerstand. Eine Abteilung derselben besetzte einige Häuser nahe am Walle; diese Häuser wurden von den Kaiserlichen angezündet, um die Verteidiger zu vertreiben, und brannten in der windstillen Lust nieder, ohne daß sich der Brand weiter verbreitete. Der schwedische Oberst Dietrich von Falkenberg, der im Auskrage Gustav Adolss die Verteidigung der Stadt leitete, eilte mit Mannschaft herbei, Hirt die Kaiserlichen zurückzutreiben; allein er wurde gleich im Anfange des Gefechtes von einer Kugel tödlich getroffen. _ Nun begann in den Straßen der Stadt ein erbitterter Kamps. Die Bürger wehrten sich mit dem Mute der Verzweiflung. Ans den Fenstern und von den Dächern der Häuser wurden die Kaiserlichen beschossen und erlitten große Verluste. Da brachen an verschiedenen Orten der Stadt, auch au solchen, wohin noch keine kaiserlichen Truppen vorgedrungen waren, Feuersbrünste aus. Nach dem damaligen Kriegsrechte waren die Einwohner einer erstürmten Stadt, zumal wenn sie bewaffneten Widerstand leisteten, mit Freiheit, Hab und Gut dem Sieger verfallen. Die kaiserlichen Truppen begannen darum die Häuser der Bürger ^auszuplündern, verübten aber dabei an Wehrlosen, Greisen, Frauen und Kindern die schändlichsten Greuel. Drei Tage lang dauerte Raub, Mord und Brand. Mehr als 20000 von den Einwohnern verloren das Leben; die stolze, reiche Stadt lag in Schutt und Trümmern; nur die Domkirche und eine Anzahl Fischerhütten blieben stehen. Am dritten Tage ritt Tilly in die Stadt; er soll beim Anblicke der Zerstörung geweint haben. Mit großer Mühe wurde die Ordnung unter dem zuchtlosen Kriegsvolke wiederhergestellt
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