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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 269

1902 - Karlsruhe : Lang
— 269 — Lothringen verbinden. Dieser rückte aus dem St. Amarintalebrei-sach zur Hilfe heran. Da brach Herzog Bernhard sofort während der Nacht auf und kam bei Tagesanbruch nach Sennheim. Auf dem Ochsenfelde entspann sich die Schlacht. Der Herzog oon Lothringen wurde geschlagen. Dann begann die Belagerung Breisachs mit Unterstützung der Franzosen aufs neue. Die Stadt wurde enge eingeschlossen, kein Mensch ans- oder eingelassen. Der Preis der Lebensmittel erreichte bald eine unglaubliche Höhe. Für einen Sester gemahlene Frucht gab eine Frau Kleinodien im Wert von 80 Tlr., ein Ei kostete 1 Gulden, ein Huhu 5 Gulden, ein Pfund Salz 12 Batzen, eine Katze 2—3 Gulden, ein Pfund Hundefleisch 7 Batzen. Die Offiziere uährten sich von Brot, das aus Haser gebacken war; das Brot der gemeinen Soldaten bestand aus Kleie und Mehl aus Eichenrinde. Selbst Tierhäute vou Pferden, Ochsen und Eseln wurden eingeweicht und gegessen. Bald kam die Hungersnot mit all ihren Schrecken über die Belagerten. Kinder wurden aufgefangen, geschlachtet und gekocht. Selbst Leichname wurden ausgegraben und dienten als Speise. Gefangene Soldaten gruben mit ihren Händen Löcher in die Mauer und labten sich ant Kalk. Biele starben des Hungertodes. Der tapfere Befehlshaber von Breifach, Herr von Reinach, konnte sich nicht mehr länger halten. Mit allen Ehren durfte er samt seiner Besatzung, die noch gegen 500 Mann betrug, aus der Stadt ziehen. Bernhard nahm die Feste, die ihm das Ober-Elsaß sicherte. Nun verlangten die Franzosen, daß Bernhard seine Eroberungen unter ihre Hoheit stelle. Doch davon wollte er nichts wissen. Er wollte als ein deutscher Reichsfürst und Herzog des Elfasses dieses Laud dem deutschen Reiche erhalten. So geriet er in Streitigkeiten mit den Franzosen. Ehe diese zum Austrag kamen, erkrankte er plötzlich, und bereits nach vier Tagen starb er zu Neuenburg im Jahre 1639. Der rasche Tod hat zu der Sage Veranlassung gegeben, er sei von den Franzosen vergiftet worden. Bernhard hatte in seinem Testament verordnet, daß die von ihm eroberten Landschaften beim deutschen Reiche verbleiben sollten. Aber die Franzosen gewannen die Offiziere seines Heeres durch Geld sür sich; diese lieferten ihnen die eingenommenen oberrheinischen Plätze aus und stellten sich farnt den Truppen unter ihren Oberbefehl. Viel besser als in Breisach sah es in dieser Zeit im übrigen Elsaß nicht aus. Hungersnot herrschte in den Städten Thann, Ruf ach, Colmar, Schlettstadt, Straßburg, Hagenau. Auf den Straßen fand man verhungerte Menschen, die noch Gras und Wurzelu im Munde hatten. Um einen Laib Brot konnte man einen ganzen Schatz Reben kaufen. Äcker oder Rebberge zu bebauen, lohnte sich nicht. Denn die verschiedenen Truppen nahmen
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