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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 118

1906 - München : Oldenbourg
118 26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst in Bayern. Typographen seiner Zeit und unbestritten der hervorragendste Augsburgs, der lange, bevor er hier selbständig tätig war, schon jenseits der Alpen durch seine Geschicklichkeit und seine Ersolge auf dem Gebiete der Kunst Gutenbergs dem Ruhmeskranze seiner Vaterstadt ein neues, uuverwelkliches Blatt eingefügt hatte. Aus einer Augsburger Künstlerfamilie stammend wandte er sich 1475, um in der „schwarzen Kunst", die er in seiner Heimat erlernt, weitere Ausbildung zu genießen, nach Italien und errichtete im Verein mit seinem Landsmanne Bernhard Maler oder Pictor aus Augsburg und Peter Löslein aus Laugeu-zeun bei Nürnberg in Venedig eine Presse, aus der schon 1476 das erste Werk hervorging. Zwei Jahre hindurch dauerte diese Gemeinschaft, der wir eine Reihe schöner Werke verdanken; im Jahre 1478 trennte sich Ratdolt von den Genossen und war in der Lagunenstadt acht Jahre lang in eigener Offizin tätig. Selbst in Kunst und Literatur wohl erfahren legte er nicht nur auf die äußere Ausstattung seiner Preßerzeugnisse hohen Wert sondern war auch darauf bedacht vorzüglich solche Werke zu veröffentlichen, die der Förderung und Verbreitung der Wissenschaften dienten. Wie er einerseits seine Drucke durch prächtige Anfangsbuchstaben und Randleisten schmückte und auch der erste war, der künstlerisch gestaltete Titelblätter in der heute üblichen Weise gebrauchte, so wendete er anderseits sein Hauptaugenmerk auf mathematische und astronomische Werke und ist als der Drucker zu rühmen, welcher das früheste Buch mit eingedruckten mathematischen Figuren, die Geometrie des Euklid von 1482, veröffentlichte. Daneben entstammen seiner Venediger Presse auch Drucke anderen Inhalts, die sämtlich den Ruhm ihres Verfertigers nicht bloß in Italien sondern auch diesseits der Alpen verbreiteten. Es ist begreiflich, daß unter solchen Verhältnissen die Bischöfe von Augsburg, zumal nachdem Ratdolt ein Brevier für seine Heimatdiözese hergestellt hatte, die Rückkehr des geschickten Meisters in seine Vaterstadt dringend wünschten. Den oft geäußerten Wünschen leistete dieser endlich Folge und siedelte zu Beginn des Jahres 1486 nach Augsburg über, wo er nun 30 Jahre hindurch ununterbrochen mit nicht minderem Ersolge tätig war. Das erste Stück, welches hier am 1. April des genannten Jahres seine Presse verließ, war ein Folioblatt, das Probedrucke in nicht weniger als 14 Schriftarten enthält und ein anschauliches Bild von der Reichhaltigkeit des Typenmaterials der Ratdoltschen Offizin gibt. Das Blatt, das sich in einem einzigen Exemplare in der Münchener Staatsbibliothek erhalten hat, ist ein vorzüglich schöner Druck, der auch einer modernen Presse Ehre machen würde. Als erstes von Ratdolt in Augsburg gedrucktes Buch erschien dann am 1. Februar 1487 ein Rituale des Augsburger Bistums, dem sich neben anderen Werken hauptsächlich Bücher liturgischen Inhalts anschlossen, da die Ausstattung, die solchen zuteil wurde, auch andere Diözesen veranlaßte, die für den kirchlichen Gebrauch nötigen Bücher bei dem Augsburger Meister herstellen zu lassen. So entstanden z. B. in Ratdolts Werkstätte neben den vier für Augsburg gedruckten Meßbüchern
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