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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 157

1906 - München : Oldenbourg
31. Nürnberg und seine Kunst. 157 Was nun die begeisterte Freude au dem Anblick des schönen Brunnens und noch mehr der St. Sebalduskirche so berechtigt erscheinen läßt, das ist das Vorhandensein einer uuendlicheu Fülle des Reichtums, der die Ausschmückung so künstlerisch abwechslungsreich gestaltet hat. Kaum ist es möglich einen Platz zu finden, welcher eine genaue Betrachtung des bei aller Verwirrung doch so einheitlich ausgeführten Ostchores der Sebalduskirche gestattet. Schlanke viereckige Pfeiler mit Baldachinen, unter welchen Heilige stehen, ragen über die Galerie des Dachrandes. Die Umrahmung der zwischenliegenden Fenster spitzt sich zu Kreuzblumen zu, die ebenfalls über das Dach hinans-streben. Kleine heitere Szenen aus dem Leben einzelner Heiligen sind, derb und wahr, da und dort eingelassen, die Ornamente als Tiere und Blumen verwendet. Ernster stimmt der Anblick der Lorenzerkirche. Über dem großen Portal ist ähnlich wie auf dem Straßburger Münster die Rosette angebracht, deren meisterhafte Ausführung besonders von einiger Entfernung in abendlicher Beleuchtung gesehen zur Geltung kommt. Das berühmte Portal unter der Rosette, vollendet schon in der Mitte des 14. Jahrhunderts, erfordert ein genaues Studium. Die Darstellung der Kindheit des Herrn, der Passion und des Jüngsten Gerichts, nach der Sitte jener Zeit eng zusammengeschlossen und von zwei Reihen von Heiligen und Propheten, Adam und Eva umgeben, ist edler und einfacher, aber nicht so dekorativ wirksam wie die ganz ähnliche oben genannte schöne Vorhalle der Frauenkirche. Der Reichtum der Stadt, der die Möglichkeit der Erbauung von zwei so überaus prächtigen Kirchen gewährte, sorgte zugleich in verschwenderischer Weise für ihren inneren Schrnnck. Mit besonderer Genugtuung kann Nürnberg sich rühmen, daß alle die großen Meister, welche hieran mitgearbeitet haben, innerhalb seiner Mauern geboren worden sind. Freilich hat die Nürnberger Bildniskunst nicht gleich die stolze Höhe erreicht, ans der sie zur Zeit der Vollendung der Lorenzerkirche (1477) und in den nächsten Jahrzehnten stand. Aber auch ihre Anfänge sind beachtenswert. Das Chörlein (d. h. der nischenartige, meist außen mit Reliefs verzierte und mit kunstvoller Steinmetzarbeit nach oben abgeschlossene Erker) des Nassauer Hauses, vor allem ein gleiches am Sebalder Pfarrhose sprechen für die früh erworbene hohe Fertigkeit mit dem Meißel umzugehen. Ist auch die Ausführung manchmal noch roh und unbeholfen, so entschädigt dafür der kindliche Sinn, der ans allen Darstellungen spricht und der bereits die erste Stuse auf dem Wege zur Vollendung bedeutet. Die Namen der ehrsamen Handwerker sind uns nicht überliefert, wir kennen nicht einmal den Schöpfer des eigenartigen Grabdenkmals, das in der Spitalkirche über den Gebeinen ihres Stifters Konrad Groß errichtet ist. Der älteste Meister, von dem die Geschichte erzählt, ist Hans Decker, der hochbegabte Künstler, der in feiner in der Wolfgangskapelle neben der Egidienkirche befindlichen, durch die vollendete Wiedergabe des auf den Gesichtern lagernden Schmerzes ausgezeichneten Grablegung Christi ein
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