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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 171

1906 - München : Oldenbourg
33. Der Trifels. 171 goldenen Handschuhe, das Schwert des großen Karl, die Albe von weißem Samt, die heilige Lanze und Dornenkrone des Herrn und andere Kleinodien und Reliquien mehr, welche einige hier wohnende Mönche des nahen Klosters Enßertal alljährlich dem zuströmenden Nolke [zeigten. Hier war auch die Schatzkammer der Kaiser, wo der energische Heinrich Vi. die sizilianische Erbschaft nach Tankreds Tode niederlegte. Über der Burgkapelle befand sich der prachtvolle Marmors aal, den der alte Barbarossa erbauen ließ und bewohute. Er ist im Verlause der Zeiteu eingestürzt und die von den späteren Herzogen von Zweibrücken aus dem Schutt genommenen Marmorplatten und Säulen wurden teils nach Ann-weiler teils weiter verschleppt. — Daneben befindet sich der tiefe, feste Bruuuen-turm am Burgtor. Sonst ist wenig mehr übrig als das hinter dem Tnrme sich in die Felsen senkende Burgverlies, in welches man dnrch viereckige Öffnungen von oben hinunterschant. Es erhält sein Licht einzig von oben dnrch die vier mit Quadern ausgemauerten Löcher — ein schauerlicher Aufenthalt. Mehr als dieses Kerkers bedarf es auch nicht um die Geschichte dieser Kaiserburg in ihrem vollen Glanze vor uns erstehen und die Poesie der alten Zeit sich über sie breiten zu sehen. Kaiser und Könige haben hier in ihrer Herrlichkeit gethront, Kaiser und Könige ihr Eleud beweiut und im finstern Kerker geschmachtet. Der alte Heinrich Iv. saß aus der festen Burg seiner Väter, als der Bannfluch aus ihm lastete, die Fürsten des Reiches vou ihm abfielen und der eigene Sohn gegen ihn sich erhob. Niemand war ihm treu geblieben, niemand erbarmte sich des greisen Herrschers als die Felsen und Mauern des Trifels, welche ihn vor der Wut seiner Feinde schützten, — denn sie war „eine sehr starke Feste", sagt schon der alte sächsische Chronist. — Adalbert von Saar-brücken, Erzbischos von Mainz, büßte hier den Verrat gegen Kaiser und Reich. Auch der Markgraf von der Lausitz, Wiprecht vou Groitz, der tapfere Waffeugefährte des aufrührerischen Pfalzgrafen von Orlamünde fühlte hier Kaiser Heinrichs V. Zorn. Besonders aber bevölkerte des alten Rotbarts Sohn, der energische Heinrich Vl, die Verliese des Trifels. König Richard Löwenherz von England wurde vou Leopold von Österreich (wegen Beschimpfung seiner Flagge auf den Wallen von Ptolemais) auf der Heimreise vom Kreuzzuge gefangen genommen und nach Dürrenstein an der Donau gebracht. Doch „nur ein Kaiser darf einen König gefangen halten", sprach Heinrich Vi. und führte den Gefangenen auf deu Trifels. Zehn Monate lang faß hier der löwenherzige Held, fern seiner Liebe und seinem Volke. Vor eine Reichsversammlnng gebracht verteidigte er sich gegen die Beschuldigungen seiner Feinde in einer Weise, welche einen tiefen Eindruck auf den Kaiser machte, der ihn umarmte, aber — dennoch nur gegen 150000 Mark Silber und gegen Stellung von 60 Geiseln losließ. — Manche Sage weiß noch heute im Volksmunde von
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