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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 185

1906 - München : Oldenbourg
34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund. 185 Und als Sustris nach schwerem körperlichen Leiden und vielen Bitternissen in seiner Familie im Jahre 1599 die Augen schloß, da sorgte Wilhelm V. nicht nur großmütig für die letzten Lebenstage der Witwe, er trat gleichsam auch das künstlerische Vermächtnis des Verstorbenen an und nahm dessen Schwiegersohn in seine persönlichen Dienste. Und des Fürsten Privatarchitekt und Kunstintendant ist Hans Krnmpper bis znm Jahre 1609 geblieben, um dann bei Herzog Maximilian als Baumeister der Münchener Residenz an erste Stelle zu rücken. Diese treue Anhänglichkeit an jene, die ihm redlich und mit bestem Können gedient, ist der schönste Zug im Bilde Herzog Wilhelms als Kunstfreund und mit das Geheimnis seines Erfolges. Wen er einmal ins Herz geschlossen hatte, an dem hielt er fest und kein noch so scharfer Widerstand seiner Beamten machte ihn mehr wankend in feiner Überzeugung. Seine Künstler konnten sich auf ihn verlassen wie er auf sie. Auf diesem gegenseitigen Vertrauen beruhte das selten harmonische Zusammenarbeiten dieses Kreises, der in den gleichen künstlerischen Anschauungen herangewachsen war und dessen geistigen Mittelpunkt eben das Sustris-haus bildete, wo in herzlicher Freundschaft ebenso Peter Candid verkehrte wie bessert scharfer Konkurrent bei den Malereien der Michaelskirche und des Grotteuhofes, der welsche Pittore Antonio Maria Vianino, der Sustris' zweite Tochter Livia heimführte und im Jahre 1592 von München ans als oberster Baumeister nach Mantua an den Hof der Gonzaga berufen wnrde. Doch auch Wilhelms V. weniger gute Eigenschaften in feiner Kunftpflege dürfen nicht verschwiegen werden. Vor allem, daß er kein Rechner war. Denn unähnlich hierin einem anderen Wittelsbacher, unserem zielbewußten und sparsamen Könige Ludwig I., der mit Stolz von sich rühmen durfte, daß er nie einen Bau in Angriff genommen ohne für die Zahlung des letzten Steines Sorge getragen zu haben, unähnlich auch feinem eigenen Sohne Kurfürst Maximilian, der sein Wollen nur auf das nach den verfügbaren Mitteln Erreichbare beschränkt, das Begonnene aber mit unbeugsamer Energie zu Ende führt, schrittweise und wohlbedacht, spielt bei Herzog Wilhelm die Koftenfrage überhaupt feine Rolle. Und noch ein weiterer, für einen Kunstsammler wie für einen Bauherrn höchst bedenklicher Nachteil war ihm eigen: es fehlte seinem Beginnen an Planmäßigkeit und Stetigkeit. Ein Projekt jagte das andere und nur selten kam etwas zu glücklichem Abschlüsse. Eine glänzende Ausnahme, wenngleich der Turm nicht vollendet ist, bildet nur die Münchener Michaelskirche mit dem anstoßenden Jesuiten-kolleginm, doch dürfte das Verdienst hieran zu nicht geringem Teile der Gesellschaft Jesu zufallen. Und in allem, was er tat und plante, lag bei Wilhelms beschaulicher und grüblerischer Natur stets die Gefahr nahe, daß sein anfangs überschäumender Eifer im Kleinen und Kleinlichen zerflatterte.
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