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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 202

1906 - München : Oldenbourg
202 36. Bayerns Anteil an der natnrwissenschaftl. Fvrschungsmethode im 17. Jahrh. 36. Anteil bedeutender Bayern an der Begründung der modernen naturwissenschaftlichen Forschungsmethode im 17. Jahrhundert. Don Anton von Braunmühl.* Beständige Bewegung, ein ewiges Werden kennzeichnet die Naturwissenschaft. Methoden, die lange vorzügliche Dienste geleistet haben, müssen durch neue ersetzt werden, wenn sie den wachsenden Ausorderuugeu nicht mehr genügen, Theorien, die alle bisher bekannten Erscheinungen zu erklären vermochten, müssen anderen Platz machen, wenn neue Entdeckungen ihnen widersprechen, ja selbst Tatsachen, die unabänderlich festzustehen scheinen, werden durch neue verdrängt, die die rastlos fortschreitende Forschung zutage fördert, mit einem Worte, in der Wissenschaft gibt es wie in der Natur kein Stillestehen: Bewegung allein ist Leben, Ruhe ist ihr Tod. — An der Richtigkeit dieser Sätze wird heute wohl niemand mehr zweifeln und doch gab es Zeiten, in welchen die gerade entgegengesetzte Anschauung herrschte, und schwere Kämpfe kennzeichnen den Durchbruch der neuen Auffassung. Das System des großen Aristoteles, das die scholastische Philosophie des Mittelalters an die Spitze gestellt hatte, beherrschte noch im 16. Jahrhundert die gauze Wissenschaft mit ungebrochener Gewalt. Nur was die Schriften dieses Weisen lehrten, oder besser, was die Gelehrten jener Zeit aus ihnen herauslasen oder in sie hinein interpretierten, sollte Geltung haben; Aristoteles war die einzige Autorität und der blinde Autoritätsglaube verhinderte jeden wirklichen Fortschritt wissenschaftlicher Forschung. Da erschien ein Mann von ebenso gewaltigem Geiste wie streitbar veranlagt und nahm den Kampf gegen das veraltete System ans, indem er mit genialem Blick erkannte, daß Beobachtung und Experiment an die Spitze der Forschung gestellt werden müßten, um der Naturwissenschaft neuen Boden zu bereiten. In rascher Folge entdeckte Galileo Galilei, der Begründer der modernen Naturforschung, (1564 in Pisa geboren), die physikalischen Gesetze des freien Falles und der Bewegung auf der schiefen Ebene sowie die Gesetze der Pendelschwingungen und der schwimmenden Körper und bewies sie durch experimentelle Versuche, die er seinen zahlreichen Schülern in Pisa und Padua vorführte. Seiue eminente Rednergabe und fein glänzendes Lehrtalent unterstützten ihn hierbei vortrefflich und fein Name war bald auf den Lippen aller Gebildeten. Da kam die Nachricht von der Erfindung des Fernrohres in Holland und Galilei, der sich von dorther einige Glaslinsen zu verschaffen wußte, gelang es alsbald selbst ein Instrument zusammenzusetzen, dessen Konstruktion heute noch unter dem Namen des Galileischen Fernrohres bekannt ist. Dieses stellte er sofort in den Dienst der Wissenschaft, indem er es gegen den gestirnten Himmel richtete, und der beispiellose Erfolg, den er damit erzielte, bewies die Richtig-
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