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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 218

1906 - München : Oldenbourg
218 41. Was uns die Residenzfassade Kurfürst Maximilians I. sagt. Die Residenzfassade im Jahre 1700 nach einem Kupferstiche von Michael Wening. 41. Was uns die Residenzfassade Kurfürst Maximilians I. sagt. Von Karl Trautmann.* Wohl kaum ein Ban neben den hochragenden Knppeltürmen der Franen-kirche ist dem Münchener so sehr ans Herz gewachsen wie die Residenz und lieb und tränt von Kindheit an bleibt ihm das Bild ihrer altersgrauen Fassade mit den feierlich prächtigen Marmorportalen, den grimmen Wappenlöwen und der Madonna, zu deren Füßen, wie an einem schlichten Bürgerhause, in rötlichem Scheine das „ewige Licht" glimmt, das Kurfürst Maximilian I. gestiftet. Für uns ist eben der Bau, oor dem einst in den Maitagen des Jahres 1632 der Schwedenkönig Gustav Adolf sein Pferd anhielt und in bewundernden Worten seines großen Gegners Schöpfung anerkannte, nicht nur die Verkörperung der feit Jahrhunderten wirkenden, zum Herzensbedürfnis gewordenen Kunstpflege der Wittelsbacher, die bevorzugte Stätte, wo so überraschend zutage tritt, was jeder von ihnen in künstlerischen Dingen gefühlt und erstrebt, er ist, wie der Münchener vordem das Vaterhaus nannte, die liebe, alte „Heimat" unseres aus dem Bayernstamme hervorgegangenen Herrschergeschlechtes, der Bau, dessen Mauern gleichsam zum Träger der Erinnerung geworden sind an all die glücklichen und schweren Zeiten, die Fürst und Volk gemeinsam durchlebt in unentwegter Zusammengehörigkeit. Ringsum freilich hat alles sich gewandelt. Aus der engen Schwabinger-gaffe von ehedem ist ein von den mächtigen Gebäuden der Feldherrnhalle und der Theatinerkirche begrenzter Platz geworden mit dem Ausblick in eine imposante, kilometerlange Prachtstraße, und wer heute die ursprüngliche Umgebung sich vor Augen führen will, muß in unser Bayerisches Rationnlmufeum gehen und des kunstfertigen Drechslers Jakob Sandtner Holzmodell betrachten, das uns mit so unvergleichlicher Anschaulichkeit zurückversetzt in das München des 16. Jahrhunderts. Dann aber wird ihm klar werden, was mit dieser Fassade gewollt war. Unmittelbar an der Straßenlinie, nicht etwa durch Graben und Mauern von dem Getriebe des Alltagslebens geschieden, steigt der Bau hoch empor über dem trauten Geroirre der Giebel, der Erker und der Türmchen gegenüber. Aber gerade hier, wo jedes der schmalen, bescheidenen Bürgerhäuser fein eigenartiges Gesicht zeigte, muß die Residenz in ihrer selbstbewußten Größe und
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