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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 229

1906 - München : Oldenbourg
42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. 229 Bureaukrat, tätig im kleinsten! Seine häufigen Randglossen zu den eingelaufenen Berichten und Konzepten erinnern in ihrer Prägnanz und Derbheit zuweilen an die Art Friedrichs des Großen. „Den Regensburgern werden die Hosen zittern," schrieb er auf den Bericht, worin Aldringen das Anrücken einer spanischen Kompagnie gegen Schärding meldet. „Wollt' nur gern wissen, wer der Sprachmeister, so täglich was Neues aufbringt!" — „Man muß uit zweimal schreiben, was zu rechter Zeit auf einmal geschehen kann." — „Ist ein großer Unterschied zwischen dem Blei und Papier" (ans Anlaß eines nicht ernsthaft geführten Krieges). Von den Äpfeln der Freia hatte er nicht gegeffen. Einen „lieben, herzigen Mann" nennt ihn zwar die Erzherzogin Cäcilie Renata und deren Schwester Maria Anna (noch ehe sie ahnen kann, daß es sich um ihren künftigen Gemahl handle) erklärt das Urteil, daß Maximilian nie lache und böse aussehe, als unzutreffend. Indessen scheint unbestreitbar, daß schon in dem Jüngling etwas Griesgrämiges lag. „Etlichermaßen melancholici humoris" schildert ihn sein Rat Jocher 1619. In den Akten begegnet man hänsig mürrischen Randbemerkungen von seiner Hand: „An wemb lanth das Schreiben? Man kanns nit schmöckhen!" „Es ist zum Erbarmen, daß so wenig Hirn in so dicken Köpfen!" u. a. ähnlicher Art. Als dann gar, vereint mit dem Alter, Leiden und Mißerfolge des Krieges auf ihn einstürmten, bekamen Beamte und Generale die Bitterkeit seiner Gemütsstimmung oft schwer zu empfinden, wenn auch sein christliches Pflichtgefühl zu gut geschult war, als daß eine Aufwallung der Laune ihn leicht zu übereilten oder ungerechten Handlungen hingerissen hätte. Seine Intelligenz war von jener Art, die aufs engste mit Fleiß und Arbeit zusammenhängt. Der Bann des zeitgenössischen kirchlichen Aberglaubens, deu doch viele geschichtlich hervorragende Geister schon durchbrachen, hielt ihn fest umfangen. Nicht neue, fchöpferifche Gedanken zeichneten ihn ans, aber ein klarer und durchdringender Verstand, soweit dieser nicht durch die Art seiner religiösen Erziehung in Fesseln geschlagen war, eine vollständige Beherrschung des Tatsächlichen in den Geschäften. Jede Regierungshandlung wurde vorher auf das sorgfältigste überlegt und nach allen Seiten geprüft. Kein Fürst war in seinem Entschlüsse selbständiger — feiner hat die Ansichten und Ratschläge seiner Umgebung und Beamten in ausgedehnterem Umfang eingeholt und aufmerksamer gewürdigt. In der Ausführung einer so wohl vorbereiteten Sache machte sich dann die unerschütterliche Festigkeit seines Willens geltend. Zn der weichen, bestimmbaren, schwankenden Natur seines kaiserlichen Ahnherrn Ludwig bildet er den ausgeprägten Gegensatz. Frei von dem kleinlichen Ehrgeiz, der daraus ausgeht bewundert und beneidet zu werdeu, war er voll von dem hohen, seinen Willen und seine Zwecke durchzusetzen. Dieser Fürst sängt nichts an, was er nicht ausführt, urteilt ein Zeitgenosse.
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