Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 240

1906 - München : Oldenbourg
240 44. Karl Ludwigs Rückkehr in die Pfalz. 44. Karl Ludwigs Rückkehr in die Pfalz (2. Oktober 1649). Wiederherstellung der Pfalz. Von Ludwig Häusser?) Als Kind hatte Karl Ludwig seine Heimat verlassen, damals, wie „die Psalz nach Böhmen gezogen" war, jetzt kehrte er dorthin zurück, 32 Jahre alt. Welche überwältigende Last von Leiden, Entbehrungen, Unfällen und schmerzlichen Erinnerungen lag zwischen diesen beiden Zeitpunkten! Seines Sieges beinahe sicher war damals (1619) der unglückliche Vater mit knabenhaftem Leichtsinn seinem Verhängnisse zugeeilt, hinter sich ein blühendes, reiches Land und eine Bevölkerung, die seit sechzig Jahren, seit dem Erheben der simmerischen Linie, wenig Ursache gehabt über ihre Fürsten zu klagen. Und jetzt kam der Sohn zurück, beinahe um ein Jahrzehnt älter, als der Vater damals die Stammburg verlassen, arm in ein verarmtes Land: aus dem prangenden Garten war eine Wüste geworden; die Bevölkerung war aus ein Fünfzigteil herabgesunken und aus den Mienen der Zurückgebliebenen sprachen Hunger und Elend einer dreißigjährigen Kriegszeit. Es war ein Moment schmerzlicher Freude, als der angestammte Fürst, der Friedensbringer, den pfälzischen Boden wieder betrat. Selbst aus dem Kummer und dem Drucke der Vergangenheit trug sich aber in den Herzen der Untertanen noch ein reiches Psnnd treuer Anhänglichkeit und froher Hoffnung ihm entgegen, auf dem die große Verantwortung lag dies edle Kapital nicht zu vergeuden. Wie mußte beideu zumute fein, dem Fürsten und dem Volke, als Karl Ludwig in die erste pfälzische Stadt, Mosbach, einzog und den ersten Gottesdienst wieder auf heimischem Boden feierte! Die ganze Bürgerschaft empsing den Fürsten mit Jubel; es war ein echtes Volksfest. Eine Anzahl Knäblein von sechs bis zwölf Jahren zogen mit der Bürgerschaft ihm entgegen und es preßte manche Träne aus, wie die junge Generation dem Bringer des Glückes und Friedens in harmloser Freude entgegenjubelte. Ant 7. Oktober zog Karl Ludwig in Heidelberg wieder ein, nachdem zwei Tage vorher die bayerischen Soldaten die Unterpfalz geräumt und den hessischen Exekutionstruppen Platz gemacht hatten, am 14. zedierte Bayern förmlich seine bisherige Besitznahme und die vom Kaiser beauftragten Kommissarien übertrugen dem Kurfürsten das ganze unterpfälzische Land „mit allen geistlichen und weltlichen Gütern, Rechten und Zubehör, welche vor der böhmischen Unruhe die Kurfürsten von der Pfalz im Besitze gehabt". Aber in welchem Zustande sand er das Erbteil seiner Vorfahren! Der blühende Landstrich, der sich im Neckartal und an den beiden Rheinufern, von Boxberg, Mosbach an stromabwärts bis gegen Oppenheim, Alzey und Bacharach hin ausdehnte, der, von der Bergstraße und dem Hardtgebirge eingeschlossen, jene üppige Ebene *) Geschichte der rheinischen Psalz, Ii. Band, S. 582 ff. Heidelberg 1845, B. Mohr.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer