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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 243

1906 - München : Oldenbourg
44. Karl Ludwigs Rückkehr in die Pfalz. 243 Kurfürst huldigen ließ, von der französischen Besatzung aus der Feste geschossen, die Spanier in Frankenthal trieben am Rheine offen das Raubsystem und das speyerische Bruchsal ward von den Franzosen noch vor dem Abzüge (1651) geplündert. In dem Nürnberger Exekutionsrezeß, wo Karl Gustav die pfälzische Sache kräftig vertrat, hatte man nach vielen vergeblichen Bemühungen Fraukenthal frei zu machen (es war sogar von einer Belagerung durch Reichs-truppen gesprochen worden) endlich sich dahin verglichen (Juni 1650), der Kurfürst solle monatlich 3000 Taler Entschädigung und als Pfand die Reichsstadt Heilbronn erhalten, wo eine ihm allein verpflichtete Besatzung mit 8000 Talern monatlich auf Reichskoften sollte bezahlt werden. Frankenthal selbst sollte in seinen städtischen Verhältnissen ungestört, die pfälzische Bevölkerung von jedem Beitrage zum Unterhalte der dortigen Besatzung befreit sein. Zu solchen Mitteln mußte mau greisen, weil Reich und Kaiser zu ohnmächtig waren ihre eigenen Verpflichtungen zu erfüllen. So blieb denn auch Frankenthal, das schwergeprüfte, in den Händen der spanischen Truppen; denn diese fanden es fehr bequem sich auf Reichskoften im Besitze der besten pfälzischen Festung behaupten zu können. Karl Ludwig bot aber alles aus und seine Vorstellungen beim Kaiser, bei der kurrheinischen Versammlung zu Frankfurt (1651), seine Erklärung, auch seinerseits die noch übrigen Verpflichtungen nicht erfüllen zu wollen, wenn man das ihm Versprochene länger vorenthalte, bewirkten wenigstens, daß die ^ache nicht einschlief; auch ließ sich nicht verkennen, welche Mühe sich der Kaiser gab seine Verpflichtung zu erfüllen; aber er war über die Truppen seiner eigenen Verbündeten nicht Herr. Als endlich nach vielen mühseligen Verhandlungen zwischen den Hösen zu Wien und Heidelberg der Auszug nuf den 26. April 1652 festgesetzt war und der Kurfürst Karl Ludwig mit seinem ganzen Hofstaate und einem Heer-hausen von 1800 Mann vor der Festung erschien, wußte der spanische Kommandant Frangipani abermals mit Vorwänden den erwarteten Abzug zu verzögern; wirklich war auch Troß und Gepäck so massenhaft, daß es einiger Vorbereitung bedurfte zu einem vollständigen Abzüge. Bis zum 1. Mai ward der Kurfürst zu Worms hingehalten, dann versprach man ihm, der Auszug werde bestimmt am andern Tage stattfinden; er kam mit seinen Truppen nach Frankenthal und — abermals bat der Gouverueur um Frist; die Truppen, hieß es, hätten heute ihren Sold empfangen, feien jetzt in trunkenem Zustande und bei einem Auszuge müsse man Exzesse besorgen. Nun bestimmte Karl Ludwig den Auszug aus den folgenden Morgen (3. Mai); da zog denn die Besatzung von 1000 Mann hinaus, und obwohl die Hälfte zu Land ihren Marsch eintrat, bedurfte man doch 28 Schiffe, um den Rest samt dem Trosse und den Vorräten fortzubringen. Wie diese „Verbündeten" des Kaisers in dem ihrem Schutze befohlenen Reiche feit den dreißig Jahren ihrer Anwesenheit gehaust haben mochten, läßt Ig*
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