Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 244

1906 - München : Oldenbourg
244 45. Der Bucintoro auf dem Starnberger See. dieser Auszug einigermaßen vermuten. Hundertundfüufzig Wagen mußten zweimal den Weg von Frankenthal an den Rhein machen um die Beute fortzu-schleppeu; an Vorräten allein waren es 300 Achtel Haber, 400 Malter Mehl, 300 Malter Korn und über 70 Fässer Wein! Kein Wunder, daß die spanischen Hungerleider mit Wehmut eine Stadt verließen, die sie seit 30 Jahren in solch ungeheurem Maße ausgebeutet hatten; kein Wunder, daß der Kommandant beim Herausziehen die liebe Erde küßte und segnete, die so ergiebig ein ganzes Menscheualter die Taschen der Fremden gefüllt hatte! Wie er aber den Frankeuthaleru noch unter bittersüßem Abschied lind glatten, entschuldigenden Versicherungen das freche Witzwort hinwarf: sie glaubten doch an kein Feg-fener, drum hätte Gott ihn zur Strafe geschickt, und die Bürger ihm nach-riefen: ja, eine Zuchtrute sei er für ihre Sünden geworden, aber sie hofften auch, Gott werde einst die Rute ins Feuer werfen, — da ritt der spanische Hidalgo seiner Wege ohne Erwiderung. Der Kurfürst war erst jetzt feines vollen Besitzes recht froh; er beschenkte die fremden Offiziere noch reichlich, erfreut genug, daß sie dem Lande endlich den Rücken wandten. Bald war aus dem jammervollen Zustande der Pfalz ein behaglicher, aus der soldatischen Anarchie wieder ein gesetzliches Verhältnis geworden, die lange gestörten Beziehungen zu den Nachbarn waren wieder angeknüpft, der Kaiser versöhnt und die Pfalz wieder in den Kreis der geregelten Entwicklung zurückgekehrt. Karl Ludwig — denn feiner Fürsorge gebührt der wesentlichste Ruhm — hatte angefangen die Schuld feines Vaters an dem ererbten Lande abzutragen. In kurzem blühte das pfälzische Land wieder empor; Städte und Dörfer erstanden neu und der reiche Segen der Natur kam dem Fleiße der Menschenhände aufs glücklichste zu Hilfe. Wie überraschend der Gegensatz war, erzählt uns der französische Feldmarschall Gramont, der 1646 mit seinem Heere durch das verwüstete und verwilderte Land gekommen war und es 12 Jahre später auf eitter diplomatischen Reise wieder berührte. Wie war der Franzose erstaunt, als er das Land wieder in aufkeimendem Wohlstände sah, die Dörfer neu aufgebaut, das kurfürstliche Schloß hergestellt lind innen schön geschmückt, Heidelberg und das ganze Land so bevölkert, „als wenn niemals Krieg geführt worden wäre". 45. Der ‘Bucintoro auf dem Starnberger See. Von H. Simonsfelb.*1) Die Regierung Ferdinand Marias (1651—1679), des Sohnes des ersten bayerischen Kurfürsten Maximilian I., ist in mehrfacher Beziehung eine der wichtigsten Perioden unserer bayerischen Geschichte. Ist es doch die Zeit, wo auch in Bayern wie anderwärts der Übergang zur neueren und neuesten ‘) Vgl. „Jahrbuch für Münchener Geschichte", Band Iv, S. 175 ff. Bamberg 1890. Büchner.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer