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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 286

1906 - München : Oldenbourg
286 55. Eine Szene aus der Sendlinger Bauernschlacht. 55. Eine Szene aus der Sendlinger Bauernschlacht. Von Anton Hoffmann.') Die bange Nacht ist um — blaugrau schleicht der zagende Tag ins Schneefeld. Aus mattroter Sonnenscheibe süllt glanzlos durch den Dunst ein sahler Schein über die Ebene, von deren kalten, westlichen Schatten sich eine frostige Schneewand emporringt, aurorafarbige Flatterwölkchen voraussendend, die im grüngelben Licht des östlichen Horizontes untertauchen. Drüben im Feld unterhalb Sendling ist die Arbeit getan, aus vielen Hunderten zerfleischter Leiber dampft das Blut zum Himmel. Kaiserliche Husaren und Grenzvölker, verwilderte, im lebenslangen Krieg gegen den Erbfeind der Christenheit erbarmungslos gewordene Räuber, schweifen zwischen den zuckenden Haufen umher, gewohnt in der armseligen Habe der Unterlegenen Ersatz für seltene Löhnung zu finden, plündernd und letztes, flackerudes Leben mordend, im mildesten Falle die bis aufs Hemd Ausgeplünderten im Schnee ihrem Schicksal überlassend. Bis zur schmerzhaften Kapelle am Kirchhof St. Stephan können wir den Leidensweg verfolgen an den dunklen Silhouetten Gefallener; noch folgen verspätet einzelne Reiterschwärme, denen der Gesechts-lärm neue Arbeit und neue Beute verspricht. Dort in den Auen längs der Stadtmauer zwischen Isar- und Angertor, zwischen Jsararmen, Mühlen und Bleichen verröchelten heute in früher Morgenstunde schon Hunderte, die die erste wilde Jagd niederstreckte. Stumm und regungslos liegt die turmreiche Stadt im Morgenlicht, winken von den Höhen jenseits der Isar die Vorstädte Giesing, Au und Haidhausen; ba lauschen Tausenbe banger Menschen beklommenen Herzens dem Kampflärm vor den Mauern, dem Laufschritt bitrch die Straßen eilenben Fußvolkes, dem Hufschlag vorbeitrabenber Geschwaber. Als die Musketensalven unten im Felb in die ungeorbiteten Haufen schmetterten, die Husaren ihre unbänbigen Mähren in das wirre Gebränge hetzten, ba brach der letzte geschlossene Wiberstanb der Lanbesverteibiger.-) ') „Führer durch das Kolofsal-Rundgemälde, aufgestellt auf der Theresienhöhe 2 a bei München." Selbstverlag, 1905 München. 2) Die gesamte Streitmacht der „churbayrischen Oberlandesdefension", ca. 5000 Mann starf, war gegen München herangezogen, entschlossen mit Hilfe der Bürgerschaft die Landeshauptstadt der schwachen kaiserlichen Besatzung zu entreißen, die Wegführung Bauer mit Sense.
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