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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 320

1906 - München : Oldenbourg
320 60. Herzogin Maria Anna von Bayern. Dieser Aufgabe ist vor mehr als 100 Jahren eine bayerische Fürstin in geradezu einzigartiger Weise gerecht geworden, indem [sie mehr als ein halbes Jahrhundert unermüdlich für das Wohl Bayerns, für das Aufblühen Deutschlands unter Preußens Führung tätig war und sich den Ruhm erwarb eine erste Borkämpferin des Gedankens gewesen zu sein, der uns Deutsche seit 1870 mit gerechtem Stolze erfüllt; ihrer Tatkraft verdankt Bayern ferne Existenz. Herzogin Maria Anna Jofepha Charlotte von Bayern, der so große Aufgaben zu erfüllen vorbehalten waren, wurde geboren zu Schwetzingen am 22. Juni 1722 als zweite Tochter des Pfalzgrafen Joseph Karl Emannel von Sulzbach und feiner Gattin Elisabeth Auguste von Neuburg. Nach dem frühen Tode ihrer Eltern kam die Siebenjährige mit ihrer älteren Schwester an den Hof des Kurfürsten Karl Philipp von der Pfalz nach Mannheim. Hier fand am 17. Januar 1742 eine Doppelhochzeit statt. Maria Annas ältere Schwester Elisabeth Angusta vermählte sich mit dem Herzog Karl Theodor von Snlzbach, ihrem Better, dem späteren Kurfürsten von Kurpfalz und (seit 1777) auch von Bayern; Maria Anna selbst folgte dem Herzog Klemens Franz von Paula, dem Sohne des Herzogs Ferdinand Maria von Bayern, nach München. Eine dritte Schwester, Maria Franziska Dorothea, wurde durch ihre Ehe mit Friedrich Michael von Zweibrücken (1746) die Mutter unseres ersten Königs Maximilian Joseph. Als Maria Anna nach München kam, war eben Kurfürst Karl Albert in Frankfurt zum Kaiser gekrönt worden als Karl Vii.; er sollte feine Residenz erst wieder als ein Sterbender betreten; auch die junge Herzogin Klemens mußte mit ihrem Gemahl nach Augsburg flüchten und erst nach dem Frieden von Füssen schienen für sie die Tage der Ruhe und des Glückes wiederzukehren. Bei den Hoffestlichkeiten war die Dreiundzwanzigjährige wegen ihres leichten, rheinischen Blutes und ihres Frohsinns gern gesehen; der Kurfürst selbst, der erst 1747 eine sächsische Prinzessin heiratete, fand viel Gefallen an ihr. Ihre Briefe, besonders an ihren „eher Papa“ Herzog Christian von Zweibrücken, schäumen oft über von jugendlichem Übermut; ihr geistreicher Spott wirkt manchmal sehr fcharf. An englischen Hunden und schnellen Pferden, aber auch an französischen Komödien und italienischen Opern, an Maskeraden und Mummereien fand sie ihre helle Freude; ein Bild in Schleißheim stellt sie dar mit einer Larve in der Hand. Ihr Gemahl war selbst ein vortrefflicher Sänger und unterhielt eine ausgezeichnete Hofmusik, die sich bei festlichen Gelegenheiten hören ließ. Er befaß eine erlesene Gemäldesammlung und eine stattliche Bibliothek; gerne verkehrte er mit Gelehrten und Künstlern. Sein Sekretär war der spätere Hofbibliothekar Andreas v. Defele, der vor der Gründung der Akademie vielleicht der gelehrteste Mann in München war. Auch Johann Georg v. Lori, der um die Gründung dieses wissenschaftlichen Instituts in München sich besonders verdient machte, und
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