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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 342

1906 - München : Oldenbourg
342 65. Eine geistliche Stadt. Entwicklung für alle Zeit schon geographisch verbürgt ist. Nur Eichstätt und Fulda rücken dem Charakter Freisings sehr nahe; wo man sie überhaupt nennt unter den deutschen Städten, da tut mau's wegen ihrer geistlichen Geschichte. Eichstätt ist aber doch nur ein Bischofssitz untergeordneteren historischen Ranges und wenn Fulda in ältester Zeit Freising überragt durch seine klerikale Knlturmacht, so hat es dieselbe doch nicht so lange und andauernd zu steigern und bis nahe zur Gegenwart zu behaupten gewußt. Mau sieht aus alledem, daß ich das Beiwort „geistlich" bei Freising schon unterstreichen darf. Das Einzelbild dieser Stadt soll, zum Gattungsbild geworden, als eine Studie zur vergleichenden Kenntnis des deutschen Städtewesens dienen. Die reiche sreisingische Spezialliteratur wird schon in ihren Büchertiteln und Autornamen zum lebendigen Bilde und versetzt uns unmittelbar auf den geistlichen Boden, der die Stadt und ihre Geschichte trägt. Fast alle Hauptautoren, die über Freising geschrieben haben, von der ältesten bis zur neuesten Zeit, sind Geistliche gewesen und der Bibliothekar kann bei den meisten Schriften zur Geschichte Freisiugs in Verlegenheit geraten, ob er dieselben unter der Rubrik hisioria ecclesiastica ausscheideu soll. Die umfassendste oder doch mindestens am sorgsamsten und selbständigsten gepflegte Sammlnng der Frisingensia befindet sich dementsprechend mich in geistlichem Besitze, in der Bibliothek des Domkapitels zu München. Eine Geschichte der Stadt Freising ist noch nicht geschrieben; um so fleißiger schrieb man die Geschichte der freisingischen Bischöfe. Wie ein Heiliger (Korbinian) das Bistum gründete (724) und ein anderer Heiliger (Bonifatins) dasselbe zu einem ständigen Bischofssitze erhob (739), so beginnt auch die Spezialliteratur Freisings mit einem Heiligenleben, der Biographie Korbinians von Aribo. An dem Faden der Biographie der Bischöfe spinnt sich die Geschichte Freisings weiter und aus der Perspektive des Domberges können wir daun gelegentlich auch die Entwicklung der Stadt beobachten. Ganz ähnlich findet sich's anderwärts bei den echten Residenzstädten weltlicher Fürsten. Nicht bloß die Geschichte, auch die Geschichtschreibung der Stadt wird von der Fürsteugeschichte aufgesogen; in den Reichsstädten dagegen ist der fruchtbare Keimboden der bürgerlichen Städtechroniken. Unter den Vertretern der historischen Literatur Freisings erscheinen Bischöse, Mönche, Domherren, Dompröpste, ein Domdechant, ein Kaplan, geistliche Professoren und Priester anderer Grade. Nun wäre es eben nichts Besonderes, wenn im früheren Mittelalter bloß Geistliche über diesen geistlichen Fürstensitz geschrieben hätten; allein anch zur Zeit der Renaissance (Veit Arnpecf und Joh. Freiberger) und im 18. Jahrhundert (Meichelbecf) herrschen die geistlichen Federn. Ja man kann sagen bis zur Säkularisation ist keine namhafte selbständige Schrift über Freising erschienen, die nicht entweder einen geistlichen Herrn zum Verfasser Hatte oder in den wenigen Ausnahmefällen mindestens solche
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