Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 381

1906 - München : Oldenbourg
71. Anteil hervorragender Bayern an der Entwicklung der Technik. 381 daß man keinen der drei Namen nennen darf ohne der beiden anderen zu gedenken. Der vormalige kurfürstliche Hofkammerrat und spätere Direktor bei der 1799 neu errichteten General-Landesdirektion, als welcher er Vorstand der Maut- und Kommerzdeputation war, ist einer der wärmsten Vaterlandsfreunde und in staats- und volkswirtschaftlicher Beziehung einer der verdienstvollsten Männer gewesen, die Bayern je besessen hat. Da er aber in Bezug auf die damalige Zerrüttung des bayerischen Finanzzustandes (man wußte vor Utzschneider weder die wahre Größe der Staatsschulden noch den wirklichen Ertrag der Staatsgefälle) als den einzigen Weg bezeichnet hatte „die häufigen und tiefliegenden, die Regierung immer lähmenden Staatsgebrechen radikal und definitiv zu heilen", fo zog er sieh viele Feinde zu, die ihn als einen Revolutionär verdächtigten und das Gerücht verbreiteten, der Geheime Refe-rendär Utzschneider stehe in Verbindung mit der französischen Republik und fei vorläufig zum Präsidenten von Süddeutschland bestimmt. Seine Stellung wurde unhaltbar und Kurfürst Max Jofeph versetzte ihn (1801) mit Fortgewährung feines vollen Gehalts in den Ruhestand. Was Utzschneider nach dieser Verfügung nicht mehr als Beamter wirken konnte, wollte er als Privatmann tun und er wählte sich hiezu das Gebiet der Industrie. Alles, was ihren Aufschwung fördern und den Interessen seiner Mitbürger dienen sonnte, ergriff sein scharfblickender und energischer Geist. Reiche Quellen nützlicher Arbeit zu schaffen und die Fähigsten durch sein Beispiel zu Gleichem zu ermuntern war das Losungswort des Mannes, welcher „den Wohlstand aller, nicht den Reichtum einzelner" wünschte und dem Geldgewinn fernlag. Nachdem er eine Ledermanufaktur errichtet hatte, die sich bis in die neuere Zeit erhalten hat, wurde er mit zwei Männern bekannt, die Bayern bis heute seine größten Techniker nennt: Reichenbach und Fraunhofer. In Fraunhofers Lebensgeschichte erzählt Utzschneider selbst: „Der bayerische Artilleriehauptmann Georg Reichenbach, der Sohn eines sehr begabten Bohrmeisters in pfalzbayerischen Diensten, war vorn Kurfürsten Karl Theodor aus Antrag des Grafen Rumford zu feiner weiteren Ausbildung nach England geschickt worden. Nachdem er dort auch große Werkstätten für die Verfertigung mathematischer Instrumente kennen gelernt hatte, faßte er bald nach feiner Rückkehr den Entschluß durch Errichtung einer solchen Werkstätte in Bayern sein Glück zu versuchen. Er verband sich zu diesem Zwecke mit Joseph Liebherr, einem fähigen Uhrmacher und Mechaniker, der bereits eine kleine Werkstätte besaß. Nach dieser Verbindung äußerten mir Reichenbach und Liebherr den Wunsch ihrer Werkstätte eine größere Ausdehnung zu geben und ein ordentliches Institut zur Erzeugung großer und kleiner Instrumente und Maschinen mit ihnen zu gründen. Ich nahm um so weniger Anstaut) auf ihren Wunsch einzugehen, als aus einem solchen Institute seinerzeit tüchtige junge Mechaniker hervorgehen könnten, woran Bayern einen großen Mangel hatte. Der Gesellschaftsvertrag kam am 20. August 1804 unter uns zustande
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer