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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 390

1906 - München : Oldenbourg
390 72. Die Isar als Verkehrsstraße einst und jetzt. die Floßfahrt vom Dezember bis zum April überhaupt sperrt, und durch den launischen Wechsel der Wassertiese. Die Entwickelung des Floßverkehrs auf der Isar wird aber auch durch den ansehnlichen Reichtum der sich stets verjüngenden Bergwälder des Jsarwinkels beträchtlich gefördert. Wie gewaltig zeitweise die Massenlieferungen an Bauholz waren, welche der Fluß bei der Errichtung von Kirchen und Staatsgebäuden nach München verfrachten mußte, erweist der Umstand, daß für das Gerüst- und Balkenwerk der Frauenkirche allein 1400 Flöße zu je 15—16 Stämmen nötig waren und beim Bau der Herzog Maxburg 5800 Floßbäume ausgebraucht wurden. Auch in der Gegenwart tragen die eiligen Fluten der Isar noch Tausende von Bergtannen hinab zur bayerischen Hochebene. Diese aber sind wieder mit Eichen-, Ahorn-, Lärchen-nnd Eschenstämmen, mit Bretterwaren, Brennholz und Holzkohlen, mit Kalk, Gips, Kreide, Pech, Sand und Fichtenlohe beladen. Trotz des hemmenden Einflusses, welchen die nach Tölz und Garmisch-Parteukircheu führenden Schienenstränge nunmehr auf den Floßverkehr ausüben, landeten im Jahre 1900 in München 5190 Flöße und der Wert ihrer Ladungen bemaß sich auf rund 24/6 Millionen Mark. Allerdings sind heute auf deu Jfarflößen alle aus Nordtirol und von jenseit des Brenners kommenden Waren verschwunden, vor allem Wein, Südfrüchte und Wollstoffe; auch sucht man auf ihnen die in den Quellgebieten unseres Flusses hergestellten Erzeugnisse alpiner Hausindustrie vergebens. Trotzdem hat die Bedeutung der Isar als Transportstraße für Bayerns Hauptstadt keineswegs viel eingebüßt. München ist vielmehr seit einigen Jahrzehnten der ausschließliche Sammel- und Endpunkt für den Floßverkehr auf jener. Während in dem Jahrzehnt zwischen 1860 und 1870, wo die moderne Jfarflößerei ihren Höhepunkt erreichte und in einem Jahre rund 10000 Fahrzeuge den Fluß hinabschwammen, noch ein Drittel aller in München angekommenen Flöße den Weg gegen die unteren Jsarstädte und die Donau hin fortsetzte, gingen 1900 von den erwähnten 5190 Fahrzeugen nur 26 noch weiter flußabwärts. In dieser Konzentration des Flußverkehrs auf München liegt die Wichtigkeit der gegenwärtigen Jsarfloßfahrt begründet. Neben den ausgebreiteten Gründen von Löß und Lehm, die am Ostufer des Flusses zwischen Haidhauseu und Unterföhring lagern, fördert kein Umstand so sehr die bauliche Entwickelung der bayerischen Hauptstadt wie die von der Isar alljährlich gebrachten Holzfrachten. So traf denn auch der Künstlerblick Karl v. Pilotys das Charakteristische, als er nahe der Mitte des großen Geschichtsbildes, welches den Sitzungssaal der Gemeindebevollmächtigten im Münchener Rathause ziert, die Quellgottheit des heimischen Flusses anbrachte und hinter sie die kühne Gestalt eines axtbewehrten Floßmannes stellte. Es liegt im Charakter der natürlichen Bedingungen, denen die Floßfahrt unterworfen ist, daß sich die Beschaffenheit der Fahrzeuge seit alters gleichgeblieben ist. Jetzt noch wie vor 500 Jahren findet man an ihnen durchweg Holz-
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