Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 526

1906 - München : Oldenbourg
526 109. Richard Wagners Berufung durch König Ludwig Ii. nach mir auszusenden: während ich den Leidensbecher bis auf die untersten Hefen leere, sucht mich der K. Abgesandte bereits in meiner herrenlosen Wohnung in Penzings auf." Waguer ist aus Penzing vor seinen ungeduldigen Gläubigern entflohen, wendet sich nach Mariafeld bei Zürich und fällt dort der ihm befreundeten Familie Wille als Gast ins Haus. Doch auch von hier treibt ihn nach ungefähr sechswöchigem Aufenthalt die Verzweiflung weiter, zunächst nach Stuttgart. An demselben Tage, da er sich gerade vorbereitet „irgendwo in der Welt zu verschwinden", wo ihn die Dränger nicht finden könnten, als er den Koffer packt um in die Einsamkeit der Rauhen Alb zu flüchten, wird ihm ein Besuch gemeldet; die Visitenkarte lautet: v. Pfistermeister, secretaire aulique de 8. M. le roi de Baviöre. Von Wien nach Mariaseld, nach Stuttgart war der Abgesandte des bayerischen Herrschers dem Flüchtling nachgereist. Er überreicht Wagner eine Photographie des Königs und einen kostbaren Rubinring und verkündigt ihm im Namen Ludwigs Ii., daß, so wie dieser Stein glühe, auch er vom Verlangen ihn zu sehen brenne. Wagner eilt in Begleitung des Abgesandten nach München. Am andern Tage macht er dem jungen König seine erste Aufwartung. Noch abends berichtet er freudetrunken der Freundin in Mariafeld von der wunderbaren Wendung seines Geschickes: „Sie wissen, daß mich der junge König von Bayern aussuchen ließ. Heute wurde ich zu ihm geführt. Er ist leider so schön und geistvoll, seelenvoll und herrlich, daß ich fürchte, sein Leben müsse wie ein flüchtiger Göttertraum in dieser gemeinen Welt zerrinnen. Er will, ich soll immerdar bei ihm bleiben, arbeiten, ausruhen, meine Werke aufführen; er will mir alles geben, was ich dazu brauche; ich soll die Nibelungen fertig machen und er will sie aufführen, wie ich will. Ich soll mein unumschränkter Herr sein, nicht Kapellmeister, nichts als ich und sein Freund. . . . Alle Not soll von mir genommen sein, ich soll.haben, was ich brauche — nur bei ihm soll ich bleiben. Von dem Zauber seines Auges können Sie sich keinen Begriff machen. Wenn er nur leben bleibt! Es ist ein zu unerhörtes Wunder. . Voll rührenden Mitleids, zarter Sorge, dankbarer Liebe und glücklich im Bewußtsein helfen zu können schreibt der König am nächsten Tage an den über seinen mächtigen Schutz Überseligen: „Seien Sie überzeugt, ich will alles tun, was irgend in meinen Kräften steht, um Sie für vergangene Leiden zu entschädigen; die niedern Sorgen des Alltagslebens will ich von Ihrem Haupte auf immer verscheuchen, die ersehnte Ruhe will ich Ihnen bereiten, damit Sie im reinen Äther Ihrer Kunst die mächtigen Schwingen Ihres Genius ungestört entfalten können! — Unbewußt waren Sie der Quell meiner Freuden, von meinem Jünglingsalter an ein Freund, der mir zum Herzen sprach, mein Lehrer und Erzieher." 1) bei Wien.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer