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1906 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Kronseder, Otto
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
110. Der (yelb^ug vom Jahre 1866 in Süddeulschland.
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In Frankfurt fand Falckensteins Triumphzug ein Ende. „Die Länder nördlich des Mains liegen zu Eurer Königlichen Majestät Füßen" meldete er dem König am 16. Juli; fünf Tage früher jedoch war aus Böhmeu der Befehl Wilhelms I. abgegangen, der ihn des Kommandos enthob und ihn zum Generalgouverneur Böhmens ernannte. Er war Sieger, aber ihm konnte nicht verziehen werden, daß er im Kampfe gegen König Georg wie gegen die Bayern zu wiederholten Malen den Weisungen des Hauptquartiers nicht entsprochen hatte. Moltke verlangte pünktlichen Gehorsam selbst von den verdientesten Generalen; auch im srauzösischen Kriege wurde streng darauf gehalten und Steinmetz büßte seine Eigenmächtigkeit 1870 gleichfalls mit dem Verluste seines Kommandos. General Man teuftet hatte den Oberbefehl über die Maiu-armee erhalten.
Wohl hatte inzwischen das bayerische Heer Zeit die längst beabsichtigte Vereinigung mit dem Bnndeskorps zu vollziehen; die Verbündeten waren jetzt 80000 Mann stark; aber die erlittenen Niederlagen führten zu Mißhellig-feiten und allgemach begann jeder Landesfürst an einen Sonderfrieden zu denken, zumal da zwischen Preußen und Österreich am 22. Juli Waffenruhe eintrat. Die letzten Tage dieses Feldzuges konnten nicht kläglicher verlaufen.
Mantenffel ergriff mit 40000 Mann die Offensive und überschritt den Main: er hegte die Zuversicht, daß ihm zudem ein Reservekorps zu Hilfe kommen werde, welches bei Leipzig gesammelt wurde und, 25000 Mann stark, unter dem Großherzog von Mecklenburg über Hof im östlichen Bayern einbrach. Die Süddeutschen, so erfuhr Mantenffel, lagen hinter der Tauber, dem Nebenfluß des Mains. Es gelang ihm zuvörderst die bayerischen Generale durch einen Scheinangriff zu täuschen; sie vermuteten den Feind im Norden, zogen acht Meilen in dieser Richtung und waren so wieder von dem Bnndeskorps getrennt. Über dieses nun fiel Mantenffel her und erzwang sich in den Gefechten bei Bischofsheim und W e r b a ch den Übergang über die Tauber. Diesmal waren es die Badenser, die zuerst das Weite suchten; ihr Prinz Wilhelm zog so rasch mit ihnen davon, daß der Befehlshaber Prinz Alexander erst des Nachts erfahren konnte, wohin sie sich in Sicherheit gebracht hatten. Rüstig verfolgte der preußische General seinen Vorteil; er schlug in einer Reihe kleinerer Gefechte das Bnndeskorps und die allzu spät zu Hilfe kommenden Bayern bei Neubrunn und Roßbrunn. Er trieb beide so glücklich vor sich her, daß sie nicht nach Süden gegen ihre Heimat ausweichen konnten, sondern in kläglicher Verfassung bei Würzburg auf das Nordufer des Mains übertraten.
Inzwischen begannen auch hier die Verhandlungen über den Waffenstillstand ; der Großherzog von Baden wartete aber ihren Schluß gar nicht ab, sondern berief seine Division noch früher vom Bundeskorps ab. Da aber der Waffenstillstand erst am 2. August begann, versagten die Preußen noch im letzten Hauche des Krieges ihren süddeutschen Gegnern Schonung, und während
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