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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 534

1906 - München : Oldenbourg
534 111. Eine Reise König Ludwigs ü. Am Sonntag den 25. nahm der König am Gottesdienste im Dome teil, hierauf empfing er, jeden einzelnen mit freundlichster Ansprache beehrend, die gemeindlichen Kollegien, die Beamten, das Offizierkorps der Garnison und der Landwehr sowie den Lehrkörper der Universität. Nach einem Fackelzuge besuchte er den von der Gesellschaft Harmonie in ihren prächtigen, vollgedrängten Räumen gegebenen Ball. Dafür mußten am Montag den 26. alle geplanten Festlichkeiten sistiert werden, da der König durch einen abermaligen heftigen Fieberanfall genötigt wurde das Bett aufzusuchen. Doch trat schon am nächsten Tage eine Besserung ein, so daß der König einen Spaziergang machen und dem russischen Gesandten Audienz erteilen, den Hofkeller und die Militärspitäler besuchen konnte. Wie es schon in Kissingen geschehen, so sollten auch in Würzburgs Umgebung die traurigen Erinnerungen an die Unglückstage des Monats Juli nicht vermieden werden. Der König suchte sie am 29. November auf den Schlachtfeldern von Roßbrunn, Helmstadt und Üttingen auf. In letzterem Orte ging er auf den Friedhof, auf welchem die größte Zahl der damals heldenmütig Gefallenen, Bayern wie Preußen, zur Ruhe gebracht worden war, von Grab zu Grab; dann überreichte er der dortigen Gutsherrin, Freifrau von Wolfskeel, die mit ihrer Tochter durch hingehendste Pflege der Verwundeten und Kranken sich ausgezeichnet und diesen ihr ganzes Schloß eingeräumt hatte, eigenhändig das Militärverdienstkreuz. Die Rundfahrt über all die Stätteu, die noch fo uuverkennbar die Spuren des über sie hingegangenen Unheils trugen, hatte den König so ernst gestimmt, daß er es nicht über sich zu bringen vermochte, an jenem Abende noch, wie es geplant war, das Theater zu besuchen. Der Aufenthalt in Würzburg war um das Doppelte der anfänglich in Aussicht genommenen Tage ausgedehnt worden und hätte vielleicht noch länger gedauert, wenn nicht der Bürgermeister von Nürnberg persönlich beim Monarchen mit der Bitte erschienen wäre, den Nürnbergerinnen nicht die Freude des Festballes zu vereiteln, der bei Nichteinhaltung des Programmes durch die eintretende Adventzeit unmöglich gemacht werden würde. Darum versprach der König seine Wiederkehr nach Würzburg für den Sommer und trat am Freitag den 30. die Weiterfahrt nach Nürnberg an. In Kitzingen wurde ihm zum Willkommgruß durch ein Mädchen ein Gedicht vorgetragen^ in dem eine Stelle lautete: Als guter Engel durch das Land Gehst du zu heilen und zu stillen Mit rast- und ruheloser Hand, Wo noch des Kummers Tränen quillen. Gesegnet sei dir Hand und Fuß! Gott schmückt dich mit der schönsten Krone, Des Volkes Blick, des Landes Gruß Folgt dir auf Weg und Steg zum Lohne!"
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