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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 535

1906 - München : Oldenbourg
111. Eine Reise König Ludwigs Ii. 535 Kurz vor 4 Uhr bei herrlichstem Winterwetter traf der Königszug in Nürnberg ein. Er habe sich gefreut, sagte der König, nach Nürnberg zu kommen und sich vorgenommen alle Wunden, die leider der Krieg geschlagen, zu heilen; freuen würde es ihn auch, wenn Handel und Industrie wieder erblühten ; für die loyale und taktvolle Haltung Nürnbergs während der preußischen Besetzung müsse er seine vollste Befriedigung aussprechen. Das Hoflager wurde aus der alten Hohenzollernburg genommen. Um der neubefeftigten Freundschaft zwischen den beiden Königshäusern und Staaten einen symbolischen Ausdruck zu geben hatte König Ludwig in einem Schreiben vom 30. August des Jahres dem Könige von Preußen angeboten die ehrwürdige Burg seiner Ahnen gemeinsam mit ihm zu besitzen und bei etwaiger Anwesenheit in Bayern zu bewohnen. Mit Dank nahm König Wilhelm dies entgegenkommende Anerbieten an und wenigstens sein Sohn, Kronprinz Friedrich, hat später davon Gebrauch gemacht. Am Abende seines Ankunftstages erschien der König noch im Theater, wo er trotz eines wieder auftretenden Hustens bis zu dem erst um Mitternacht erfolgten Schlüsse der Vorstellung blieb. Ant Samstag den 1. Dezember brachten die vereinigten Sänger Nürnbergs dem hohen Burgherrn ein Morgenstündchen, woraus wieder großer Empfang erfolgte, und abends 8 Uhr erschien der König aus jenem in der festlich geschmückten Turnhalle abgehaltenen Bürgerballe, für welchen der Bürgermeister schon in Würzbnrg eingeladen hatte. „Wir zweifeln," schrieb am anderen Tage ein Korrespondent der „Allgemeinen Zeitung", „ob seit der Einführung der strengen Hofetikette durch Louis le Grand, der nur mit dieser atmen zu dürfen glaubte, ein König je in solcher gemischten Gesellschaft als Ballgast ausgetreten ist und im vollsten Sinne diese so zu beleben wußte, wie es unser jugendlicher Monarch unter herzlichster Hingabe und wirklicher Aufopferung tat. Denn er hüstelte etwas, wohl infolge der nicht geringen Ermüdungen, denen er auf feiner ersten Provinzreise tagtäglich verfallen muß, wenn er überall so wie hier sich allen Anmutungen hingibt. Volle vier Stunden tanzte der König oder unterhielt sich mit Frauen von allen Lebensaltern und mit Herren, die ihm vorgestellt wurden, mit der ihm eigenen, gewinnenden Liebenswürdigkeit. Die Herzen unserer Damenwelt faszinierte er. Er versteht es den Fluß der Rede im Geleise zu erhalten, immer neue Wendungen sinnend, gewöhnliche Worte meidend." Erst nach Mitternacht entfernte er sich, nochmals freundlich dankend für das ihm zum Geleite zugerufene tausendfache Hoch. Der Ausgang des Burghofes wie der Burgberg war stets von Tausenden, namentlich Landleuteu, belagert, die gekommen waren „um ihren jungen König zu sehen." Am 2. Dezember gab es wieder Audienzen, darunter an die Deputation der Universität Erlangen und große Hoftafel. Um 7 Uhr abends kam der König von der Burg herab um die große Illumination zu
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