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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 562

1906 - München : Oldenbourg
562 117. Die Schlacht von Beaumont, 30. August. die anderen folgten, genau so, wie es zu Hause auf dem Kasernhof geübt wurde. Wir faheu die Granaten in die Luft fliegen, dann verschwanden sie hinter einem Hügel, der uns jede Aussicht versperrte, wir wußten nicht wohin, jedenfalls auf den Feind. Wir marschierten weiter. Es ist ein eigentümliches Gefühl, wenn man so direkt in die Schlacht geht. Man denkt schneller als sonst; man sieht und hört alles; jeder Sinn ist erregt, das Herz schlägt heftiger; die Pulse fliegen. Man möchte sich verdoppeln um nur recht schnell überall zu sein und alles zu erfahren. Noch sahen wir nichts. Aber das Geschützfeuer wurde immer stärker und nun klang es dumpf, als ob auch Gewehrschüsse vernehmbar würden. Plötzlich kamen wir auf den Rand des Hügels, der uns so neidisch bisher jede Aussicht versperrt. Das ganze Schlachtfeld von Beanmout bis Thibandine lag offen vor uns. — Welch ein Anblick! Als ob man in einem Haufen von roten Ameifen mit einem Stocke herumgestiert hätte, fo wimmelte es dort unten, kaum 2 Kilometer, von Rothosen bunt durcheinander. Der Höhenrand uns zur Linken und Rechten spie Feuer hinunter und unten im Tal selbst vom Waldrand aus krachte und knatterte es, daß man meinte, ein Hagelschlag praßle auf die Glasscheiben eines Gewächshauses und schlage alles kurz und klein. Jenseits auf einem langgestreckten Höhenzug stand die französische Artillerie und wetterte herüber und bald galten ihre Grüße auch uns. Jetzt hatten wir das Dorf Sommanthe passiert. Links an der Straße lag ein Felsblock. Auf diefem stand unser Feldgeistlicher. Über seinem schwarzen Talar hing eine silberne Stola. Mit einem Kruzifix erteilte er uns den Segen. Unsere Leute, wir selbst, alles befand sich in wahrhaft gehobener Stimmung. Da stimmten sie hinter uns an, alle fielen ein und noch nie erklangen die Lieder unserer Jäger so frisch als gerade dort auf dem Wege von Som-manthe bis hinunter an den Wald. „Unser König soll leben, Prinz Luitpold daneben, alle Generäl und Offizier, die tapfern Bayern sän mir!" hieß es vorne, scholl es von hinten. — „Rechts heran! — Platz machen!" Unsere Divisionsartillerie trabte vor. „Hnrra, Kanoniere!" — „Hurra, Jäger! Heut' gilt's!" — „Kavallerie muß attackieren, Infanterie gibt Salven ab, das ganze Jägerkorps rückt ans mit Sack und Pack!" — „Aufhören! — Ruhe! — Lad 's Gewehr!" — Jetzt wurde es ernst. Als ob jeder die Macht dieses Augenblicks zugleich empfuudeu hätte, herrschte sofort tiefe Stille. Nur die Gewehre raffelten, als die Zylinder auf- und zugeklappt wurden, und die Hähne knackten, wenn man sie in Ruhe setzte. Von der Schlacht sahen wir nichts mehr, desto mehr hörten wir. Man meinte damals, ärger könne es gar nicht zugehen, und doch kam es dicker bei Sedan, bei Orleans, Conlmiers, Ligny und Beaugeney.
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