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1. Das Mittelalter - S. 27

1893 - Leipzig : Dürr
— 27 — residierte schlicht und einfach nach der Väter Weise in Verona, nicht in Rom. Mit den germanischen Völkern blieb er im regsten Verkehr und in vertrauten Beziehungen. Seine Gemahlin war eine Schwester des Frankenkönigs Chlodowech, eine seiner Töchter war an den Westgotenkönig, eine andre an den Bnrgnnderkönig verheiratet, seine Schwester gab er dem Vandalenkönige zur Frau, und deren Tochter endlich war mit Hernmnsried, dem Thüringerfürsten, vermählt. Überall hatte er Verwandte, überall ward er als Schiedsrichter anerkannt. In ganz Enropa genoß er das höchste Ansehen, selbst die wilden Esthen an dem östlichsten Winkel der Ostsee schickten Gesandte mit Geschenken zu ihm. Nur die Römer in Italien, die ihm das meiste zu verdanken hatten, haßten ihn. Ihr hohler Dünkel, das weltbeherrschende Volk zu seilt, machte sie unfähig, die Bestrebungen des edlen Barbarenfürsten zu würdigen. Dazu kam freilich auch der Unterschied des religiösen Bekenntnisses und der Umstand, daß sich die stolzen, kriegerischen Goten doch absichtlich von ihnen absonderten. Dieser Undank machte Theo-derich nach und nach argwöhnisch. Obgleich sich die oströmische Kirche in vielen Dingen von der abendländischen (römisch-katholischen) trennte, so wurden doch auch im Orient die Arianer verfolgt. Die Kunde, daß in Konstantinopel eine Verschwörung gegen die Arianer in Italien im Werke sei, bewog Theoderich, zwei angesehene itttd sehr beliebte Römer, die ihm verdächtig schienen, den Philosophen Bovthius und dessen Schwiegervater, verhaften und hinrichten zu lasten. Boethius schrieb im Gefängnisse ein Buch, „Die Tröstung der Philosophie" (consolatio philosophiae), welches das ganze Mittelalter hindurch viel gelesen und immer von neuern ausgelegt wurde. Theoderich der Große starb im Jahre 526. Seine Gegner unter den katholischen Geistlichen behaupteten, er sei nicht gestorben, sondern von einem schwarzen Rosse in die Wüste geführt worden. Nach dem Untergange des Ostgotenreiches wnrde seine Asche ausgegraben und in alle Winde verstreut. Aber die deutsche Sage hat ihm ein Ehrendenkmal gesetzt, sie nennt ihn Dietrich von Bern (Verona) und feiert ihn als den edlen Verbannten am Hose Etzels, als den starken, besonnenen Mann, den Schiedsrichter und Helfer in der Not. 11. Justinian. Im oströmischen Reiche schleppte sich unterdessen das verfallende Römertunt in der bisherigen Weise weiter fort. Am Hose zu Konstantinopel ging die Regierung unter Verrat, Gewalt und Mord aus einer Hand in die andere, daneben tobte der Streit über religiöse Fragen und führte zuletzt zu blutiger Verfolgung der Ketzer, besonders Pfalz, Geschichte. Ii. 3
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