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1. Das Mittelalter - S. 44

1893 - Leipzig : Dürr
— 44 — Missionaren war der Angelsachse Wynfrid, der unter seinem kirchlichen Namen Bonisacins als der Apostel der Deutschen so bekannt und berühmt geworden ist. Er stammte aus vornehmer Familie, hatte sich in Klöstern eine nicht geringe wissenschaftliche, insbesondere theologische Bildung angeeignet und widmete sich frühzeitig mit glühendem Eifer der Heidenmission. Seine erste Reise unternahm er nach Friesland, doch fand er daselbst wenig Empfänglichkeit für die christliche Lehre. Deshalb holte er sich erst in Rom Ermutigung und Vollmacht und kehrte dann, mit Reliquien ausgerüstet, zu den Friesen zurück. Eifrig wirkte er gemeinschaftlich mit Willibrord für die Bekehrung der trotzigen heidnischen Germanen, hierauf begab er sich allein zu den Hessen und setzte unter ihnen das Bekehrungswerk mit gutem Erfolge fort. Als er unerschrocken die Wodanseiche bei Geismar aus dem Thüringer Walde fällte und die alten Götter ihn nicht straften, ließen es die Einwohner des Landes gern zu, daß er an derselben Stelle eine Kirche errichtete. Die Klöster Fritzlar, Hersfeld, Fulda und Ohrdruff wurden die Ausgangspunkte der christlichen Kultur in diesen Gegenden. 738 ging er abermals nach Rom und erbat sich vom Papste neue Instruktionen über die Verwaltung der germanischen Kirche. Auf dem Rückwege verweilte er, vom Herzoge Odilo eingeladen, in Bayern. Hier bestätigte er den Bischof von Passau und machte die Abteien Salzburg, Freisingen und Regensburg zu Bischofssitzen. Nicht so viel Unterstützung fand er bei Karl Martell, der großen geistlichen, wie weltlichen Herrschaften überhaupt nicht geneigt war. Erst nach dessen Tode gewann er im engeren Frankenreich Einfluß; Pippin, Karls Sohn, war seinen Plänen günstiger. Auf einer Kirchenverfamm-lnng im Jahre 742 begründete Bonifacius die Bistümer Erfurt (für Thüringen), Würzburg (für Franken), Eichstätt (für den bayrischen Nordgau).*) Zugleich knüpfte er die deutsche Kirche fest an Rom. Die Bischöfe erhielten ihre Bestätigung vom Papste und mußten sich verpflichten, diesem in allen Stücken gehorsam und Unterthan zu sein. So ist Bonifacius recht eigentlich der Begründer der römischen Hierarchie (Stufenfolge der geistlichen Ämter) in Deutschland geworden. Nicht lange nach der oben erwähnten Kirchenversammlung erhob ihn der Papst zum Erzbischof von Mainz. Aber seinem innersten Berufe, als Glaubensbote zu wirken, konnte er auf die Dauer nicht entsagen. Er zog mit 52 Gefährten nach Friesland, um dort das Bekehrungswerk zu vollenden, den erzbischöflichen Stuhl in Mainz überließ er einem seiner Schüler. Unter den heidnischen Friesen fand er den Märtyrer- *) Erfurt wurde später mit Mainz vereinigt.
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