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1. Das Mittelalter - S. 50

1893 - Leipzig : Dürr
— 50 — gekommen. Freilich sobald Karl mit dem Kerne des Heeres erschien, unterwarfen sich alle Gaue, die Engern und Ostfalen schwuren eiligst Treue. Aber was galt ihnen ein in der Not gegebenes, gewissermaßen abgezwungenes Versprechen! In drei Jahren war das ganze Land wieder in seiner Gewalt, die Missionare entfalteten überall ihre frühere Thätigkeit, ein Ring von Festungen schützte das mühsam Erworbene vor inneren und äußeren Ruhestörern. In der That ließen sich viele Sachsen taufen. 782 versammelte Karl seine fränkischen Großen und die vornehmsten Sachsen zu einem Reichstage an den Quellen der Lippe und blickte mit Befriedigung auf die fortschreitende Civilisierung des, wie er glaubte, vollkommen beruhigten Sachsenlandes. Schon trug er sich mit weitreichenden Plänen. Ein fränkisches Heer erhielt Befehl, gegen die Sorben vorzugehen, welche in Thüringen und in die sächsischen Grenzbezirke eingefallen waren, auch die Sachsen wurden aufgeboten, an diesem Zuge teilzunehmen. Aber seine gute Meinung vou der Treue der Unterworfenen sollte grausam zerstört werden. Plötzlich erschien Widukind unter den Sachsen, denen Karl selbst die Waffen in die Hand gegeben hatte, und forderte zum Kampfe für die Freiheit und die alten Götter auf. Das fränkische Heer, welches schon auf dem Marsche war, wandte sich, von der Untreue der Sachsen benachrichtigt, dem Sammelplatze derselben am Süntelgebirge zu, sah sich aber plötzlich von den Aufständischen umringt und erlitt eine schwere Niederlage. Durch diese bittere Erfahrung wurde Karls Gesinnung gegen die Sachsen gänzlich umgewandelt. Fortan ist er auf sächsischem Boden nicht mehr der milde Herrscher, der nur bekehren will, sondern der grollende Rächer erfahrener Unbill, der unerbittliche Erobrer. Mit der ganzen ihm zu Gebote stehenden Kriegsmacht trat er nun selbst den Empörern gegenüber, und so groß war die Furcht vor ihm, daß sich die sächsischen Scharen sofort zerstreuten; Widukind entfloh zu den Normannen. Diesmal begnügte sich Karl nicht mit dem gewohnten Treuegelöbnis, sondern er verlangte Auslieferung der Schuldigen. 4500 wurden ihm übergeben, und ohne Erbarmen ließ er sie zu Verden an der Aller sämtlich hinrichten. Die nächste Wirkung dieser schrecklichen That war die einmütige Erhebung des ganzen Volkes. Widukind eilte herbei, stellte sich an die Spitze, und jetzt zum ersten Male, im Jahre 783 bei Detmold, wichen sie der offenen Feld-schlacht nicht aus. Es war ein blutiges Ringen, das sich von diesem ersten Kampfplatze auf einen zweiten an der Haase wälzte. Die Franken blieben Sieger, die Blüte der sächsischen Kriegsmacht deckte das Schlachtfeld. Im nächsten Jahre zog Karl, alles verwüstend, von der Lippe zur Weser, von der Weser zur Elbe. Dann kehrte er nach Worms
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