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1. Das Mittelalter - S. 89

1893 - Leipzig : Dürr
— 89 — zu diesem schweren Amte fehlte ihr das Geschick und die Entschiedenheit. Fehden aller Art durchtobten die deutschen Gaue. Nun hätte sie freilich die Hilfe der Bischöfe und der Herzöge in Anspruch nehmen sönnen, aber das that sie nicht, sie hörte nur den Rat ihrer Beamten (Ministerialen, Dienstmannen). Darüber waren die geistlichen und weltlichen Fürsten so ungehalten, daß sie eine Verschwörung bildeten, an deren Spitze der Erzbischof Anno von Köln stand. Dieser ehrgeizige Kirchenfürst entschloß sich zu einem Staatsstreiche, der sehr üble Folgen hätte haben können. Bei einem Besuche in Kaiserswerth am Rhein, wo sich die Kaiserin mit dem jungen Könige aufhielt, lockte er diesen auf ein neues, elegantes Schiff, das er zu diesem Zwecke hatte bauen lassen und entsloh mit ihm nach Köln. Der Bürgerkrieg, den man bereits allgemein fürchtete, unterblieb, weil die Mutter nichts dagegen that, sondern ihrer Neigung folgend in ein Kloster und etwas später nach Rom ging. So hatte der Erzbischof den königlichen Knaben in seiner Gewalt, und damit war die Regierung des Reiches thatsächlich in seine Hand gegeben. Aber auch er hatte kein staatsmännisches Geschick, seine Hauptsorge war darauf gerichtet, durch Schenkungen, die er sich von seinem Zöglinge machen ließ, sein Erzbistum zu vergrößern. Von Habsucht verblendet trug er selbst dazu bei, daß die königlichen Besitzungen und Gerechtsame vermindert wurden. Der kirchlichen Partei gegenüber, welche die Macht des Papstes über die des Kaisers erheben wollte, zeigte er sich so schwach, daß er, als es einmal zwei Gegenpäpste gab, den kaiserlich gesinnten bekämpfte und dem nach der Oberherrschaft strebenden zum Siege verhalf. Die deutschen Bischöfe wurden freilich dadurch immer mehr und mehr von Rom abhängig. Kein Wunder, wenn viele der hohen Geistlichen im Lande mit ihm nicht einverstanden waren. Dies benutzte Adalbert, der Erzbischof von Bremen, ein außerordentlich energischer und thätiger Mann, der seine erzbischöfliche Gewalt gern über die nordischen Staaten, Dänemark, Schweden und Norwegen eingeschlossen, ausgedehnt hätte. Er ruhte nicht, bis er Anteil an der Erziehung des jungen Königs hatte und nahm ihn endlich ganz zu sich. Auch er benutzte diese Vormundschaft, sich Güter und Gerechtsame zu verschaffen, aber er bemühte sich doch, die königliche Oberhoheit überall im Reiche zur Geltung zu bringen. Als Heinrich 15 Jahre alt war, wurde er wehrhaft gemacht und für mündig erklärt. Er hatte eine besondere Vorliebe für Sachsen; hier hielt er Hof, und noch immer war Adalbert sein Berater. Allein der Hochmut und die Ländersucht dieses ehrgeizigen Mannes war den sächsischen Fürsten so verhaßt geworden, daß sie seine Entlassung aus
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