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1. Das Mittelalter - S. 96

1893 - Leipzig : Dürr
— 96 — griechische Statthalter, vertrieben und sich in dem sonnigen Lande eine neue Herrschaft gegründet hatten, in Verbindung getreten, und jetzt kam Robert Guiscard (Schlaukopf), der König von Apulien, mit einem Heere von 10 000 Mann vor Rom an. Heinrich wagte es nicht, sich in einen Kampf mit den wilden Eroberern einzulassen, sondern kehrte nach Deutschland zurück, auch der Gegenpapst blieb nicht in Rom. Nun wurden Robert Guiscard von den Anhängern Gregors die Thore der Stadt geöffnet, die Normannen drangen ein. Diese rohen Beschützer des heiligen Vaters plünderten und mordeten aber auf so barbarische Weise, daß sie nicht nur sich, sondern auch den Papst, der es geschehen ließ, auf das höchste verhaßt machten. Als sie abzogen, folgte ihnen Gregor nach dem Süden, seine Rolle war ausgespielt. 1085 starb er einsam und seiner Macht verlustig in Palermo. Sein letztes Wort: Ich liebte die Gerechtigkeit, darum sterbe ich in der Verbannung, paßt auf ihn selbst nicht gauz. Er lebte allerdings ganz der Idee der unabhängigen und allesbherrschenden Kirche, aber er war ein Schwärmer, der rücksichtslos, oft grausam und ungerecht handelte. Dem Kaiser freilich brachte auch dieser endliche Sieg über den fanatischen Gegner keine Ruhe und keinen dauernden Frieden. Die hochkirchliche Partei wählte sogleich einen anderen Papst aus ihrer Mitte, der damit anfing, daß er den Bann über Heinrich erneuerte und mit klugem Sinn alle Mittel in Bewegung setzte, um die kaiserliche Oberhoheit unschädlich zu machen. Selbst der eigene Sohn, Konrad, den Heinrich zu seinem Nachfolger ausersehen hatte, und die eigene Gemahlin (die zweite, eine russische Fürstin) verrieten den schwergeprüften Kaiser und wnrden die Helfershelfer seiner Feinde. Italien ging so gut wie ganz verloren, Rom wurde die Hochburg der kirchlicher: Ansprüche; von jetzt ab gereichte jeder Versuch, die alte Verbindung zwischen Deutschland und Italien wieder herzustellen, dem' deutschen Reiche zum Verderben. Während Italien verloren ging, befestigte sich die Macht des Kaisers in Deutschland immer mehr. Dies geschah besonders dadurch, daß Heinrich alle Raufbolde und Beutemacher mit Strenge verfolgte und dadurch die Fürsten nötigte, felbst zur Ausrechthaltung des Landfriedens mitzuwirken. Sein Beispiel bewog die geistlichen Herren, den Gottesfrieden über ganz Deutschland auszudehnen. Diese schöne Bestimmung, daß von Mittwoch Abend bis Montag Morgen, den heiligen Tagen der Woche (Freitag und Sonntag mit ihren Vorabenden) alle Fehden ruheu sollten, hatte bisher nur in Burgund und Frankreich gegolten, während der Bürgerkriege unter Heinrich Iv. hatten die Lothringer Bischöfe ihn auch in ihren Gebieten verkündigt, und von
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