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1. Das Mittelalter - S. 97

1893 - Leipzig : Dürr
— 97 — da aus verbreitete er sich immer weiter. Deutschland erfreute sich also einer Zeit des Friedens; Ackerbau, Handel und Gewerbe fingen an zu blühen, die Städte entwickelten sich zu größerem Wohlstände — Köln galt schon als ein Haupthandelsplatz — und die Bürger standen treu zu dem Kaiser, dem Beschützer des Friedens. Dies aber verdroß die Fürsten. Der Adel, sowohl der niedere als der hohe, vermißte den Krieg, der ihm Beute, Aufregung und Ehre brachte, und auch die Bischöfe zürnten dem Kaiser, wenn er die Bürgerschaft, die sich gern von Fronden und Abgaben frei machen wollte, gegen sie in Schutz nahm. Die Unzufriedenheit wuchs mehr und mehr, fo daß die Aufstellung eines neuen Gegenkönigs nicht unmöglich schien. Dies mochte wohl auch Heinrich, des Kaisers Sohn, fürchten. Er war bereits zum König gewählt, aber er hatte dem Vater geloben müssen, sich, so lange dieser lebte, nicht in die Regierung zu mischen. Plötzlich stellte er sich an die Spitze der Grollenden. Er verließ 1104 das Hoflager, errichtete feilten eigenen Hofstaat und begann den Krieg. Der Kaiser wich mehrmals einer Schlacht ans, er wollte erst seine Freunde um sich versammeln, aber der Sohn folgte ihm, und bei Koblenz standen sie sich gegenüber. Da beging der Sohn einen Verrat, der feinen Namen in der Geschichte für immer geschändet hat. Er versprach, sich dem Vater zu unterwerfen, wenn dieser fein Heer entlasse. Heinrich Iv. that dies, aber alsbald wurde er gefangen genommen und nach Böckelheim, später nach Ingelheim gebracht. Darauf berief Heinrich der Sohn einen Reichstag nach Mainz, auf welchem er die Absetzung des Vaters beantragte. Man zwang den alten Kaiser, in Ingelheim auf die Krone zu verzichten, ja man fügte den Schimpf hinzu, daß er im Dom vor allem Volke ein langes Sündenbekenntnis ablesen mußte. Der Sohn hatte ihm die Freiheit zugesagt, wenn er dies alles gethan haben würde, aber nachdem es geschehen war, behielt ihn der Ungetreue in Haft. Es konnte nicht ausbleiben, daß diese schmähliche Behandlung des alten Kaisers alle Besserdenkeudeu ties erschütterte. Besonders die Bewohner der Rheinftädte waren empört darüber; sie machten Anstalt, ihm zu helfen. Da entfloh Heinrich von Ingelheim nach Köln. Die bewaffneten Handwerker standen zu ihm, auch die lothringischen Fürsten leisteten ihm Zuzug. Von Stadt zu Stadt den Rhein hinaus ging ein Brief, in dem die Bürger gelobten, Gut und Blut für den alten Herrn hinzugeben. Heinrich Y. belagerte Köln, aber vergeblich, er mußte abziehen. Immer größer ward die Macht des Kaisers, schon war fein endlicher Sieg gewiß, da starb er, 56 Jahre alt, im August 1106 in Lüttich. Die Reichsinfignien sandte er vom Sterbebette aus
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