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1. Das Mittelalter - S. 149

1893 - Leipzig : Dürr
— 149 — dachten sehnsüchtig und wehmütig der vergangenen Zeiten, in denen sie freier gewesen waren und priesen des Reiches Herrlichkeit unter den Hohenstaufen. Dies bewog einen kühnen Abenteurer, Tile Kolup (niederdeutsch für Dietrich Holzschuh), sich für Kaiser Friedrich (Et.) auszugeben, und er fand in der That bei den unzufriedenen Bürgern Glauben und willige Aufnahme. In der Stadt Neuß, die mit dem Kölner Erzbischof im Streite lag, hielt er Hof, empfing Gesandte und verschickte Briese an die Fürsten unter Friedrichs Siegel. Dann schlng er seinen Wohnsitz in Wetzlar auf, um den Aufstand der Rheinstädte gegen die königlichen Beamten zu leiten. Aber als König Rudolf selbst mit einem Heere heranzog, lieferten ihn die Wetzlarer aus. Er wurde gefoltert, bis er seinen wahren Namen nannte und dann als Ketzer verbrannt. Ju den Städten aber lebte die Bewunderung der Hohenstaufenzeit fort, und es bildete sich die Sage von dem großen Friedrich (anfangs Friedrich ü., später Barbarossa) im Kyffhäuser. Man tröstete sich damit, daß der Kaiser einst, wenn seine Stunde gekommen sei, von dort seinen Umritt durch das Reich halten und die Majestät und Freiheit wieder herstellen werde. Schlimm waren die Zeiten allerdings. Fehden und Waffenlärm erschütterten das Reich von der See bis zu den Alpen, und durch alle diese Verwirrung ging als charakteristischer Zug der Politik das Bestreben der Fürsten, ihre Besitzungen zu vergrößern, ihre Länder abzurunden. In Meißen und Thüringen, den wettmachen Landen, kämpften die Söhne der unglücklichen Hohenstansentochter Margarete, Friedrich der Freidige und Diezmann, um ihr Erbe mit dem gewissenlosen und leichtfertigen Vater Albrecht (dem Entarteten), der alles einem nachgeborenen Sohne aus zweiter Ehe zuwenden wollte, und in Schwaben, dem als erledigtes Lehen an das Reich gefallenen Stammlande der Hohenstaufen, erweiterten der Graf Eberhard (der Erlauchte) von Württemberg und der Markgraf von Baden trotz des Landvogtes und feines Herrn, des Königs, ihre Grafschaften so, daß sie den Grund zu neuen Fürstentümern legten. Rudolf konnte nur schlichten, nur zusehen und gutheißen, sein Hauptbestreben mußte sein, mit Hilfe seiner königlichen Würbe den Machtkreis seines eigenen Hauses so viel als möglich auszubehnen, und bies ist auch eine seiner Hauptsorgen gewesen. Gern hätte er es gesehen, wenn schon bei seinen Lebzeiten sein Sohn Albrecht zum König gewählt worben wäre, aber dieser Wunsch würde ihm nicht erfüllt. Er starb 1291 und ist in Speier begraben. Rubols von Habsburg, der Be-grünber des großen österreichischen Staatswesens ist einer der be-beutenbsten Fürsten des ausgehenden Mittelalters. Mit erstaunlichem Scharfblick erkannte er das, was möglich und notwendig war, und so
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