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1. Geschichte - S. 33

1913 - Berlin : Oehmigke
— 33 — und Bügel hat. Das Schwert hält er drohend gezückt, so wie er überhaupt ein sehr ernstes, beinahe griesgrämiges Gesicht hat. Die linke Hand hat er auf dem märkischen Adler ruhen; hinter ihm befindet sich das Stendaler Stadtwappen, und an dem Unterteile seines Rückens sieht man ein lachendes Narrenbild, oder, wie die Leute sagen, den Eulenspiegel. Zu der Zeit, als der alte Dessauer, damals aber noch ein junger Offizier und übermütiger Prinz, zu Stendal in Garnison lag, soll er öfters sich das Vergnügen gemacht haben, aus einem gegenüberliegenden Weinhause, wo er zu zechen pflegte, nach dem ernsten alten Ritter, wie nach einer Scheibe, zu schießen, und es ist gewiß, daß dem Roland sein Kinn lange Zeit gefehlt hat. Im Jahre 1837 aber hat ein Verein, der sich in Stendal zur Verschönerung der Stadt und ihrer Umgebungen bildete, das Kinn geschickt wieder herstellen, auch sonstige Gebrechen, welche der Lauf der Zeilen an der Säule hervorgebracht, ausbessern, sowie ihm ein neues Schwert geben lassen, da das alte, von Holz, ganz von der Luft und dem Wetter zerstört war. Der alte ritterliche Vetter des großen Kaisers sieht jetzt wieder ganz frisch und wie neugeboren aus. Von diesem Roland gehen manche artige Sagen im Munde des Volkes. Einst kam des Abends spät ein Bürger der Stadt Stendal aus einem Weinhause zurück und wollte sich in seine Wohnung verfügen. Sein Weg führte ihn über den Markt. Er hatte des Guten ziemlich viel getan, so daß er zwar nicht betrunken war, aber doch, wie mau zu sagen pflegt, einen Spitz hatte. Er war deshalb auch in einer recht fröhlichen Laune, und als er beim Roland angekommen war, stieg ihm auf eiumal der Übermut. Er stellte sich vor ihn hin und höhnte ihn und sprach: „He, du alter trockner Mann da! Du steinerner Narr! Du tränkest auch wohl gern ein Gläschen Wein auf deinem kalten, hohen Gerüste!" Also sprach er viel, und dabei machte er Bockssprünge und schnitt dem Roland Gesichter zu, in seiner Weinlaune bei sich denkend: Der Alte ist ja von Stein, der sieht das nicht; und wenn er überhaupt sehen könnte, so ist es doch jetzt stockdunkle Nacht. $ Der alte Roland hatte die Narrheiten lange mit seinem ernsten, strengen Gesichte angesehen. Aber auf einmal drehte der steinerne Riese sich auf seinem Gerüste rund herum, dem Noül, Unsere Mark Brandenburg. Ii. Teil. q
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