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1. Geschichte - S. 53

1913 - Berlin : Oehmigke
es trieb manchmal auch diesen verdüsterten Fürsten hinaus in den frischen, harzduftenden Wald, hinaus in die klare Herbstluft, die über den Jagdgründen der alten ballenstädtischen Fürsten, der Liebenwalder, Grimnitzer und Werbelliner Forst so wonnig wehte. So auch einst im Jahre 1534, nachdem seine Gemahlin schon lange von ihm gewichen war. Heut schien der Renner unter dem Fürsten nicht müde zu werden, — weit, weit ab von den Weidgesellen jagte er dahin durch die grüne Waldwildnis, auf deren leuchtendem Moose die Strahlen der Herbstsonne mit den leise rauschenden Fichtenzweigen spielten. Der Abend brach allmählich herein. Der Kurfürst ritt auf Liebenwalde zu, wo er die Nacht zubringen wollte. Da springt auf einmal ein gewaltiges Wildschwein vor ihm auf. Er schwingt den Speer, erjagt ihm nach, er treibt's in einen Morast. Jetzt sitzt er ab. Er faßt den Spieß fest in die Hände und will das Ungetüme Tier, das sich geängstigt gegen ihn gewandt hat, abfangen. Da springt es wider ihn an, Feuer sprüht aus dem Rachen und den weit geöffneten Nüstern; Joachims Speer lodert auf aber der Eber ist verschwunden. Schon dnnkelt's am Himmel. Soeben glaubte Joachim noch die Glocken von Liebenwalde zu vernehmen — jetzt ist alles, alles still; nur fern am Rande des Morastes fliegen krächzend die Krähen auf. Er sucht und sucht den Weg und findet ihn erst, als von fernher Lichter durch das Holz schimmern. Aber er sieht's: nicht nach Liebenwalde, nach Grimnitz ist er gekommen. Da scheut aus einmal sein Pferd vor einer Anzahl weißer, mondscheinbeleuchteter Steine; aber ein kräftiger Rück der nervigen Faust bringt es wieder zurecht. Der Fürst kennt den Ort wohl; es ist der Bärenskirchhof, und die Sage erzählt, daß hier ein Förster begraben sei, der die Todeswunde noch von einem schon getöteten Eber erhalten habe. Die Nächte vorher hatte es aus dem nahen Forste gerufen, daß der „Stumpfschwanz" ihn morden werde. Als er das erlegte Wild auf den Wagen werfen wollte, da fiel der Kops des Ebers herunter; der fcharfe Hauer schlitzte ihm den Schenkel. Er starb an der Wunde. Joachim gedachte der alten Sage — in Schweiß gebadet kam er zu Grimnitz an. Auch ihm war das Erscheinen des Ebers ein verhängnisvolles Zeichen gewesen ■— er starb anderthalb Jahr daraus. Nachdem Joachim I. in Lehnin bestattet worden war, änderte sich das düstere Aussehen des Berliner Schlosses gar bald. Ein
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