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1. Geschichte - S. 104

1913 - Berlin : Oehmigke
— 104 — Dem Hornruf antwortete Stimmengewirr, Hundegebell und Rosse-gewieher. Bald öffnete sich das Tor der Schloßmauer und ließ den Blick auf den Hof frei, in dem der Troß der Jagdknechte sich tummelte. Die derben märkischen Landeskinder waren mit kurzen grünen Wämsern und ledernen Kniehosen bekleidet, an die sich Ledergamaschen bis herab zu den Schnürschuhen schlossen. Als Waffe trugen sie Len Sauspeer über der rechten Schulter. Auf ein Zeichen des Hundemeisters verließen die Jagdknechte mit der Meute, den auf die Saujagd dressierten Hunden, den Schloßhof, gefolgt von dem Oberjägermeister von Oppen, der zwölf andern Reitern voranritt. Die Herren trugen alle, bis auf einen, reiche Kleidung. Dieser eine trug ein schlichtes, graues Tuchwams und einen schwarzen Filzhut mit weicher, breiter Krempe. Hohe, plumpe, rindslederne Stiefel vervollständigten die schmucklose Tracht; doch trotz ihrer zeigte die ganze Erscheinung ein unnennbares Etwas, das den schlichten Eindruck verwischte und den Reiter vor den glänzenden Kavalieren, die ihn umgaben, auszeichnete. Seine gebietende Haltung, die bedeutenden Züge seines Antlitzes mit der kühn hervortretenden, stark gebogenen Nase, über der große, durchdringend blickende Augen flammten, der ernergische Ausdruck des wohlgeformten Mundes, den der Bart der Oberlippe nicht verdeckte, gaben ihm ein Gepräge, wie es nur außergewöhnlichen Menschen eigen ist. Es war Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Große Kurfürst, der an diesem klaren Herbstmorgen des Jahres 1686 von Schloß Grünewald in den Forst hinausritt, um sich an der frischen Waldluft zu erquicken und die Spannkraft jüngerer Tage wieder in seinen Gliedern zu fühlen. — Die Kavalkade hatte eine Waldlichtung erreicht, von der aus die Wege in das Holz sternförmig auseinanderliefen. Hier sollte die Meute auf die Spur eines vermerkten Keilers geschickt werden. Losgelassen jagte sie alsbald in der Richtung auf die sogenannte Hundekehle zu, einen düsterromantischen Platz im schönen Grunewald. Niedrige, wellenartige Hügel mit dichtem Kiefernbestand umgeben einen klaren, schier unheimlich bewegungslosen See, an dessen Rändern hohes Röhricht wächst. Das Feld der Reiter hatte sich auf dem Ritt zerstreut. Der Kurfürst mit dem Oberjägermeister folgte allein den Hunden, die jetzt laut und heftig Hals gaben.
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