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1. Geschichte - S. 106

1913 - Berlin : Oehmigke
— 106 — 34. Der Überfall von Rathenow. Rathenow wurde im Anfang des Monats Juni des Jahres 1675 recht lebendig; denn um jene Zeit rückte der Herr Obrister von Wangelin mit sechs Kompagnien Dragoner von seinem eigenen Regiment und einiger Infanterie von einem andern Regiment dort ein, machte es sich darin recht gemütlich und dachte an nichts Böses. Die ©einigen aber folgten in allen Dingen seinem Beispiel, ohne aus die Gefühle und Behaglichkeit der Bürgerschaft die mindeste Rücksicht zu nehmen. Die Stadt Rathenow liegt an der Havel, die in zwei Armen daran vorüberfließt. Um zu den morschen, an verschiedenen Stellen eingefallenen Mauern und zum Tore zu gelangen, hatte man die beiden Arme und den dadurch gebildeten Werder zu überschreiten, und zwar vermittelst zweier größerer Zugbrücken und mehrerer kleinerer Brücken. An der ersten Zugbrücke, d. H. der am meisten nach Westen zu gelegenen, hatte in der Nacht auf den 15. Juni alten und 25. neuen Stils der Korporal Rolf Kok von Wangelins Dragonern die Wacht mit sechs Mann, und der Korporal Sven Knäckabröd leistete ihm Gesellschaft. Sie hielten den vorgeschobenen Posten gegen den Feind und saßen dicht nebeneinander an den verglimmenden Kohlen des Wachtfeuers, die beiden braven alten Grauköpfe. Sie wachten hellen Auges, während ihre Mannschaft bis auf deupvsten unter dem Gewehr ruhig auf den zusammengetragenen Strohbündeln im tiefen Schlafe lag. Es war gegen 2 Uhr morgens. Der Havelnebel lag weiß und dicht auf dem Flusse und den weiten Bruch- und Moorgegenden ringsum; aber man merkte doch, daß die Dämmerung nicht fern sein konnte. Die hohen Pfeiler der Zugbrücke traten bereits ziemlich klar hervor aus dem weißen Nebel, und die schwedischen Reitersmänner hatten bis jetzt eine ruhige Nacht gehabt. •— „Halt! Werda?" rief plötzlich der Posten an der niedergelassenen Brücke und warf den Karabiner schußgerecht vor. Der Morgen zögerte noch immer, und man sah kaum zehn Schritte weit hinaus auf die Landstraße, die nach dem Dorfe Böhne und weiter nach Genthin und über Pärchen nach der Elbe und der Stadt Magdeburg zu führte. „Wacht heraus!" schrie der Korporal Rolf, aufspringend und
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