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1. Geschichte - S. 142

1913 - Berlin : Oehmigke
— 142 — Ach, seitdem sind 65 Jahre verflossen (so schließt Knesebeck), und ich habe diesen Gruß, der gleich bestellt wurde, da ich Urlaub dazu erhielt, und noch weniger den Ton der Stimme vergessen, mit dem er gesprochen wurde. Theodor Fontane, (Grafschaft Ruppin). 47. Der 20. Mai 1810. 1. An einer dunkeln Stelle des Paretzer Parks befindet sich im Dickicht eine gußeiserne Pforte mit der Inschrift: L, den 20. Mai 1810. Hier war es, wo die unglückliche Königin Luise zum letztenmal den Boden ihres geliebten Paretz berührte. An diesem Tage fuhr sie allein mit ihrem Gemahl dorthin; es sollte nach Gottes Ratschluß das letztemal sein! Wehmutsvoll begrüßte sie die alten, traulichen Stätten, die sie so oft in glücklichen Tagen mit Freud' und Wonne gesehen. Mcht trennen konnten sie sich von jener Anhöhe im Park, die das Rohrhaus trägt. Von hier hatte sie eine weite Fernsicht über den von schwellenden Segeln und zahlreichen Schwänen belebten Havelstrom mit seinen Buchten und Seen, über die im schönsten Maiengrün prangenden Wiesen und Acker. Zu ihren Füßen lag das friedliche Paretz, im Grün der Bäume halb versteckt die Kirche. Die Sonne neigte sich. Tiefer und länger dehnten sich die Schatten über die Landschaft und mahnten zum Aufbruch. Aber die Königin wollte so lange als möglich an ihrem Lieblingsorte bleiben und wartete bis zum Niedergang der Sonne. Ahnungsvoll sprach sie vor sich hin: „Die Sonne eines Tages geht dahin. Wer weiß, wie bald die Sonne unsers Lebens scheidet!" 2. Die Königin hatte gewünscht, den Wagen nicht an dem entfernter liegenden Schlosse, sondern hier an der Landstraße zu besteigen. Dadurch wurde der Aufenthalt verlängert. Das Gefährt war beim Rohrhaus angelangt. Die Königin schritt am Arm ihres Gemahls den kurzen Gang von der Anhöhe hinab und durch die Parktür nach der Landstraße. — Zwei Monate später hauchte sie ihre Seele aus. Noch oft ist dann der trauernde König hierher gekommen, ohne Begleitung^ einsam und still, das Andenken an jene letzte Stunde, an seine unvergeßliche Luise zu erneuern. August Trimus (Märkische Streifzüge).
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