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1. Geschichte - S. 150

1913 - Berlin : Oehmigke
— 150 — gedächtnis derjenigen jungen Männer enthielten, die in den Schlachten der Jahre 1813 bis 1815 ihr Leben für die Befreiung des Vaterlandes gelassen hatten. 2. Der Aufruf zu den Waffen ward von andern Aufrufen begleitet, die zu freiwilligen Gaben für „die heilige Sache" aufforderten. Auch an uns erging diefeimahnung nicht umsonst. Ich entsinne mich noch, als wäre es gestern gewesen, eines sonnenhellen Frühlingsmorgens dieses glorreichen Jahres 1813. Mein Vater stand reisefertig neben meiner Mutter am Tische der grünen, sogenannten „guten Stube". Der Wagen, der ihn nach Prenzlau führen sollte, hielt schon angespannt vor der Tür, und meine Mutter packte auf dem Tisch an einem Kästchen, das er mitnehmen wollte. Ich sah, wie sie unsere silbernen Eßlöffel und den großen, innen vergoldeten Vorlegelöffel — ein Familienerbstück, das nur an hohen Fest- und Ehrentagen in Gebrauch kam — sorgfältig in Papier wickelte und in die lange Holzschachtel legte. Dann holte sie aus der großen, bunt gemaserten Kommode die goldene „Erbs-kette" und drei Ringe hervor, die sie zu dem Silberzeug in das Kästchen tat, das auch die wenigen Schaumünzen aus unseren Sparbüchsen, eine silberne Zuckerzange und eine silberne Kinderklapper, mein Patengeschenk, bereits verschlungen hatte. Die hellen Tränen stürzten ihr aus den Augen, als sie sich von der Kette und den anderen Liebeszeichen trennen sollte. Aber mein Vater nahm die Weinende in seine Arme und sagte: „Mutter, so viele Tausende geben ihr Blut und wir nur das elende Metall! Komm, gib mir einen Kuß und sei fröhlich! Es gilt ja Freiheit und Vaterland !" Und sie küßte ihn, und unter Tränen lächelnd, streifte sie ihren goldenen Trauring ab und reichte ihn dem Vater hin, der gleichfalls den seinigen vom Finger zog und beide zu dem übrigen legte. Es war das letzte Wertstück, das sie beide als Opfer bringen konnten „auf dem Altar des Vaterlandes". Dann begleiteten wir ihn an den Wagen, und fort rollte er mit unsern Schätzen hin zur Hauptstadt der Uckermark, um unsere Tropfen hineinzuschütten in das hochaufwogende Meer opferfreudiger Begeisterung des treuen Volkes. Meine Mutter war froh, daß sie wenigstens den Vater selbst behielt. Ihre Bitten und Tränen hatten ihn nur schwer von dem Gedanken abgebracht, wie sein Amtsbruder, der Prediger Haffner in Stresow, selbst die Büchse zu nehmen und für seinen König ins Feld zu ziehen; denn mein
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