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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 30

1880 - Halle : Anton
30 2n seinen Bedürfnissen und Vergnügungen war er mäßig. Er kleidete sich in einheimische Leinwand und einheimisches Tuch. Auf dem Leibe trug er ein von seinen eignen Töchtern gesponnenes und gewebtes Hemd, darüber ein von einer seidenen Binde zusammengehaltenes Wamms und einen einfachen, mit seidner Borte eingefaßten Rock; ferner lange, mit farbigen Bändern kreuzweise umwundene Hosen, sowie Strümpfe und Schnürschuhe. Stets hing das Schwert mit goldenem oder silbernem Griffe au seiner Seite. — Unnützen Putz und Schmuck konnte er auch an seinen Untergebenen nicht leiden: vergl. das Gedicht von Simrock: „Die Schule der Stutzer": In solchem Staat, ihr Herrn vom Rath re. Bei festlichen Gelegenheiten und bei dem Empfange fremder Gesandten zeigte Karl jedoch auch in seiner Kleidung die königliche Pracht. Maß hielt er auch im Essen und Trinken; am Spieße gebratenes Wildpret war seine Lieblingsspeise; nie trank er mehr als nöthig war. Des Nachts stand er oft 4 — 5 mal aus und nahm ein Buch oder das Schreibzeug zur Hand, um auch diese Stunden, in denen ihn der Schlas floh, nicht ungenützt zu lassen. — Sein Hauptvergnügen war die Jagd. Wahre Frömmigkeit und Mildthätigkeit zierten seinen Charakter. Morgens und Abends besuchte er die Kirche; nie zog er in eine Schlacht, ohne sein Heer und sich selbst durch Gesang und Gebet vorbereitet zu haben; gern und mit Andacht las er in der Bibel. Er war ein Vater der Bedrängten; kein Armer und Notleidender schied von ihm ohne Hilfe und Trost. Aber nicht blos in seinem Lande und Reiche suchte er zu Helsen, sondern auch weit über's Meer pflegte er Gold zu schicken, wenn er hörte, daß Christen in fernem Lande in Dürftigkeit lebten. V. Zwei Söhne Karls gingen ihm im Tode voran; nur ein einziger, der schwache und unfähige Ludwig, überlebte ihn. In Aachen krönte ihn der Vater selbst zu feinem M i t r e g e n t e n und Nachfolger. Bald darauf wurde Karl von einem heftigen Fieber ergriffen. Am siebenten Tage der Krankheit war seine Kraft geschwunden. Mit sterbender Hand machte er auf Stirn und Brust das Zeichen des Kreuzes; er faltete die Hände, schloß die Augen, sprach noch mit leiser Stimme: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" und schied aus dem Lande der Lebendigen. So starb der große Kaiser im Jahre 814. Sein Leichnahm wurde einbalsarnirt und in einer Gruft der Marienkirche zu Aachen beigesetzt. Hier saß er auf goldenem Stuhle im vollen Kaiserschmucke, mit dem goldenen Schwert umgürtet, auf den Knien ein goldenes Evangelienbuch, die goldene Krone auf dem Haupte, Scepter und Schild zu den Füßen. Das Grabmal wurde mit kostbaren Spccereien und allerlei Schätzen gefüllt und dann verschlossen und versiegelt.
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