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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 72

1880 - Halle : Anton
72 liche 'Ansehen war so sehr gesunken, daß kein deutscher Fürst die Krone haben mochte. Ausländer führten den %i5n t g s t i t c l, erlangten aber keine Geltung und kümmerten sich nicht um Deutschland. Diese „kaiserlose" Zeit war eine schreckliche Zeit; überall herrschte Unordnung; die Gesetze wurden nicht geachtet; jeder that, was ihm gut dünkte; daö^Faustrecht stand in höchster Blüthe; Raub und Gewaltthat Krieg und Fehde war etwas Alltägliches geworden. Man nennt diese traurige Zeit das Zwischenreich {= Interregnum); sie dauerte von 1254 — 1273. 2. Durch die Wahl des Grafen Rudolf von Habsburg im Jahre 1 2 7 3 wurde diesem Zustande ein Ende gemacht. Rudolfs Stammburg, die Habsburg, lag in der nördlichen Schweiz; dort sind ihre Trümmer heute noch zu sehen. Schon vor seiner Wahl zeichnete sich Rudolf durch Tapferkeit, Gerechtigkeit und Frömmigkeit aus. Fast beständig lebte er in Kampf und Fehde; in der Regel schützte er die Büger gegen die übermüthigen Ritter; darum hatten ihn auch mehrere große Städte zu ihrem Schirmherrn gewählt. Die Züge der Pilger, Reisenden und Kaufleute geleitete er durch die unsichern Wege der Alpen. Den gleichen Dienst hatte er auch dem Erzbischof Werner von Mainz erwiesen, als derselbe einst nach Rom reisen mußte. Beim Abschiede sagte der Erzbischof: „Wollte Gott, Herr Graf, ich lebte nur noch so lange, um Euch für den mir erwiesenen Dienst belohnen zu können". Von dem frommen Sinne Rudolfs giebt das Gedicht Schillers „Der Graf von Habsburg" Kunde. (Strophe 6 bis 10: Aufs Waidwerk hinaus ritt ein edler Held — bis Und Seele und Athem und Leben). Als nun die deutschen Fürsten in Frankfurt zur Wahl zusammenkamen, da lenkte der dankbare Erzbischof Werner von Mainz dieselbe auf den Grafen Rudolf. Derselbe belagerte damals gerade die Stadt Basel, denn mit ihr und ihrem Bischof lag er in Streit. Hier empfing er die Nachricht von seiner Wahl. Sofort schickte er Boten in die Stadt, setzte sie von seiner Erhebung in Kenntniß und bot ihr den Frieden an. Dankbar nahmen ihn die Bürger an; sie öffneten die Thore und waren die ersten, welche ihm Glück wünschten, als er unter lautem Jubel in die Stadt einzog. Der Bischof aber, als er hörte, was geschah, rief aus: „Sitze fest auf deinem Thron, lieber Gott, sonst wird sich dieser Rudolf noch an deine Stelle setzen". Der neue König reiste nun nach Aachen und wurde daselbst feierlich gekrönt. Nach der Krönung versammelten sich die Fürsten in der Kirche, um ihm Treue zu schwören. Als sie schon am Altare standen, vermißte man das Reichsscepter, aus welches der Eid geleistet werden mußte. Leicht konnte das als üble Vorbedeutung angesehen werden; aber schnell besonnen ergriff Rudolf das auf dem Altare stehende Crucifix, küßte es und sagte: „Dies Zeichen, durch welches die Welt erlöst wurde, wird wohl auch die Stelle eines Scepters vertreten können".
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