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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 88

1880 - Halle : Anton
88 hörigen Büchern zum erstenmal eine vollständige Bibel fand. Je mehr er in ihr las und forschte, um so mehr fühlte er sich zu ihr hingezogen, um so mehr erwachte aber auch in ihm die Angst um feine Seligkeit. Dazu wurde er durch den plötzlichen Tod eines guten Freundes und durch einen neben ihm in die Erde einschlagenden Blitzstrahl tief erschüttert, so daß er den Entschluß faßte, fein Leben Gotte zu weihen. Noch einmal lud er seine Freunde zu sich ein und war mit ihnen fröhlich bis zur Nacht. Dann, als sie ihn verlassen hatten, ging auch er aus dem Hause, klopfte an die Pforten des in Erfurt befindlichen Klosters und bat um Einlaß. So trat er in das Augustinerkloster zu Erfurt und wurde- Mönch und nach zwei weiteren Jahren Priester. Aber auch hier fanb er noch lange keine Ruhe für feine Seele, obschon er sich die härtesten Bußübungen auferlegte, bis ihn enblich der Aufseher über die Augustinerklöster in Sachsen, Staupitz, barauf hinwies, daß Christus nicht um gemalter Sünden willen gekreuzigt worden fei. — Derselbe Staupitz war es auch, der Lutheru zu einem größeren Wirkungskreis außerhalb des Klosters oerhalf. 2- 2n Sachsen regierte damals Kurfürst Friedrich der Weise von 1486—»323. Das Kurfürstenthum Sachsen gehörte ihm allein, die übrigen ernestinifchen Lande verwaltete er mit seinem Bruder Johann gemeinschaftlich. Diesen hatte er von Herzen lieb. Oft bekannte er: „Ich habe und weiß keinen Freund auf Erden, als meinen Bruder Johann." In seltener Eintracht lebten beide in einem Schlöffe, und keiner nahm auch nur einen Diener an, der dem andern nicht gefiel. — Friedrich der Weise war ein milder Fürst; namentlich war er den Kindern herzlich zugethan. Gern erfreute er sich an ihrem harmlosen Spiel; oft beschenkte er sie und mahnte dann seinen Diener: „Gieb ihnen reichlich, benn sie werben nach Jahren noch sagen: einst Zog ein Herzog von Sachsen vorbei und beschenkte uns, ba wir noch kleine Kinder waren". — Gern erbarmte er sich auch der armen Kinder; viele derselben ließ er auf feine Kosten erziehen; als er sie einst zusammenzählte, waren ihrer etliche hunbert. Nicht minber war Friedrich ein Frcunb der Gerechtigkeit; er duldete nicht, daß irgend einem feiner Unterthanen Unrecht geschähe. Als einst einer feiner Junker in strafbarem Uebermuthe durch ein .Kornfeld ritt, so daß viele Halme und Aehren zertreten wurden, ließ er ihm beim Abendessen kein Brot reichen und rief ihm zu: „Sehet Ihr nun, was für eine herrliche Sache es um das liebe Brot ist? Ein andermal reitet das Getreide nicht wieder nieder, sonst seid Ihr nicht werth, daß Ihr das liebe Brot esset." Friedrich war auch — wie schon fein Name sagt — ein Freund der Weisheit und Der Wissenschaft. Um nun in feinem eignen Lande eine Hochschule zu haben (— Leipzig gehörte seit der Theilung 1485 Zum albertinischen Sachsen —), gründete er in seiner Hauptstadt Wittenberg eine neue Universität. 3. Auf des Staupitz Rath wurde auch Luther als Professor
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