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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 89

1880 - Halle : Anton
89 nach Wittenberg berufen. Als solcher hielt er mit großem Beifall Vorträge an der Universität; bald übertrug man chm auch das Amt eines Predigers an der Stadtkirche. Still und ruhig lebte und wirkte er fo eine Reche von Jahren; niemals kam es ihm in den Sinn, daß er bestimmt fein könnte, Mals als Reformator aufzutreten. Er war noch immer der schlichte «ugustmer-mönch, der auch in Wittenberg in einer Zelle des dortigen Klosters Wohnung nahm. Als solcher unternahm er im Austrage seines Ordens eine Reife nach Rom. Mit freudigem Herzen machte er sich auf den Weg, denn schon lange hatte er sich gesehnt, die heilige Stadt zu schauen, den heiligen Vater von Angesicht zu Angesicht zu sehen, seine Füße zu küssen und seines Kleides Saum zu berühren „Sei mir gegrüßt, du heiliges Rom!" rief er aus, als er die Stadt zum ersten mal in der Ferne erblickte. Aber wie sehr fand er sich m seinen Erwartungen getäuscht! Der Papst war ein weltlich gesinnter und kriegslustiger Mann, der lieber hoch zu Roß durch die Straßen ritt als in der Stille seines Amtes wartete. Und die Geistlichen, von den höchsten bis zu den niedersten herab, waren unsittliche, unwissende, träge Leute, die selbst über die heiligen Dinge, mit denen sie umgingen und die sie verrichteten, in der gemeinsten Weise spotteten. Gar bald ries darum Luther voll Schmerz aus: „Ist irgend eine Hölle, so muß Rom daraus gebaut sein." So lernte er hier die Schäden der Kirche aus eigner Anschauung kennen. Und so sehr ihn auch das unheilige Treiben anekelte und so bald er auch wieder m die deutsche Heimath zurückkehrte, so sprach er es später doch öfters aus: „Ich wollte nicht hunderttausend Gulden dafür nehmen, dap ich Nicht auch Rom gesehen hätte; ich müßte sonst immer besorgen, ich thäte dem Papste Gewalt und Unrecht". , 4. Wieder lebte Luther Jahre lang ruhig und still tu Wittenberg und wartete seines Amtes. Da geschah es, daß der damalige }>apst Leo X. einen allgemeinen Ablaß ausschrieb. Er wollte den Bau der schönen Peterskirche in Rom vollenden, und dazu brauchte er Geld. „Die Fabel von Christo hat mir viel Geld eingebracht", sagte er einst mit frech ein Spotte; sie follte ihm auch diesmal aus der Je 0 th helfen. Unter der Bedingung, daß die Hälfte des Gewinnes ihm zn-siele, übergab er den Handel mit den Ablaßzetteln in Deutschland dem Erzbischof von Mainz. Dieser aber suchte sich nun Unterpächter, welche in den einzelnen deutschen Ländern den Ablaß in seinem '.Hainen au8= bieten und damit feil halten mußten. In Sachsen wurde der Verkauf dem Dominikanerinönch Johlmn Tetzel übertragen. Der zog in einem offenen zweiräderigen Wagen von Ort zu Ort; aus dem Wagen befanden sich zwei große, mit Eisen beschlagene und mit schweren Schlöffern behangene Kasten; in dem einen waren die Ablaßbriefe, in den andern kam das für die verkauften Briefe gelöste Geld. Unv um die Leute zum Kaufe anzulocken, hatte er auf diesen zweiten Kasten geschrieben: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer in den Himmel springt." — Wohin Tetzel kam, wurde
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