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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 90

1880 - Halle : Anton
90 er mit großen Festlichkeiten empfangen; alles zog ihm entgegen und führte ihn unter Glockengeläute im Triumphe in den Ort. Dann begab er sich in die Kirche, öffnete seine Kasten und suchte in schamloser und frecher Weise seine Briese an den Mann zu bringen. Mit seinem Ablaß, sagte er, habe er schon mehr Seelen erlöst, als einst Petrus mit all feinem Predigen, und wenn jemand denselben kaufe, dann brauche er nicht Reue und Lew über seine Sünde zu haben und Buße zu thun. Der Preis war verschieden: wer etwa in der Fastenzeit verbotene Speise gegessen hatte, der zahlte nur einen Groschen; aber ein Kirchenraub oder ein Meineid kostete neun und ein Mord sechs Dukaten. Ja er ertheilte sogar Ablaß für zukünftige Sünden. So kam Tetzel auch in die Gegend von Wittenberg und betrieb hier fein Geschäft in gleicher Weise. Bald ward Luther die Folgen gewahr. Wenn er die Sünder ermahnte, ihre Sünden zu bereuen und sich zu bessern, so zeigten sie ihm ihre Ablaßbriefe und erklärten, sie hätten nun jenes nicht mehr nöthig. Von gerechtem Unwillen ergriffen, beschloß Luther, dem Unfug offen entgegen zu treten. Er schlug am 31. October 1517 95 Sätze (— Thesen) an die Schloßkirche zu Wittenberg. In diesen Sätzen behauptete er, Gott allein habe die Vergebung der Sünden, und dieselbe werde nur durch wahre Buße erworben, der Ablaß aber fei unchristlich. Zugleich erklärte er sich bereit , feine Ansicht gegen jedermann, der andrer Meinung sei, zu vertheidigen. Das war der erste entscheidende Schritt, den Luther that; damit betrat er, ohne es freilich damals schon zu wollen, den Weg der Reformation; von da ab rechnet man den Beginn derselben, und deshalb feiert die evangelisch - lutherische Kirche am 31. Oetober das Reformationsfest. 5. „Wie von Engelhänden getragen", flogen Luthers Thesen durch ganz Deutschland. Viele Taufende freuten sich, daß einer einmal den Muth gehabt, das frei heraus zu sagen, was alle schon lange gedacht hatten. Selbst Kaiser Maxmilian meinte, die Thesen seien nicht zu verachten und man möge den Mönch wohl bewahren, denn es könne sich zutragen, daß man seiner bedürfe. Aber auch die Gegner, Tetzel natürlich an der Spitze, erregten einen gewaltigen Sturm. Der Papst hielt die Sache anfangs für ein blofes Mönchsgezänk, doch lud er Luthern zur Verantwortung nach Rom vor. Friedrich der Weise aber, der da fürchtete, es könne dem kühnen Manne in Rom etwas Nebles widerfahren, forderte, daß derselbe in einer deutschen Stadt verhört werde. Darum erhielt Cardinal Cajetan in Augsburg den Auftrag, mit Luthern zu verhandeln. Mit freiem Geleit versehen, reiste der letztere nach Augsburg. Cajetan forderte unbedingten Widerruf; Luther aber berief sich, wie einst Huß in Costnitz, auf die heilige Schrift. Da entließ ihn der Cardinal mit den Worten: „Gehe, und komme mir nicht wieder unter die Augen, es sei denn, daß du widerrufest." Hinterdrein meinte er, die deutsche Bestie mit den tiefsinnigen Augen und den wunderlichen Gedanken im Kopfe sei ihm unheimlich
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