1880 -
Halle
: Anton
- Autor: Kunze, Bruno, Kunze, Otto
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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In demselben Jahre 1740 starb auch der deutsche Kaiser Karl Vi. Seine östreichischen Länder hinterließ er seiner Tochter Maria Theresia. Friedrich forderte von derselben, sie solle ihm Schlesien, auf das er gegründete Ansprüche zu haben glaubte, abtreten. Als seine Forderung zurückgewiesen wurde, griff er zum Schwert. Dreimal hat er in den sogenannten schlesischen Kriegen mit Maria Theresia um den Besitz Schlesiens gekämpft. Aus den ersten beiden dieser Kriege war er als Sieger hervorgegangen; beide male hatte Maria Theresia ihm Schlesien überlassen muffen. Aber sie konnte das schöne Land nicht vergessen; Thränen traten ihr in die Augen, so oft sie einen Schlesier erblickte. Darum schloß sie mit Rußland, Frankreich, Schweden und Sachsen einen Bund gegen Friedrich; man wollte Preußen demüthigen und Friedrich wieder zum Markgrafen von Brandenburg machen.
3. In Sachsen regierte damals Augusts des Starken Sohn, Friedrich August n. (von 1733 —1763). Auch er hatte es durch mancherlei Geldopfer dahin gebracht, daß ihn die Polen zum König wählten. Von seinem Bater hatte er die Liebe zur Pracht und Verschwendung geerbt, aber an Kraft des Geistes stand er ihm nach. Er war zu gutmüthig und schwach und ließ sich ganz und gar von seinem Günstlinge, dem Grafen Brühl, leiten. Mit der größten Willkür und der schreiendsten Ungerechtigkeit regierte derselbe im Namen des Kurfürsten. Alle Gelder stoffen in seine Tasche, und das Land mußte unerschwingliche Abgaben zahlen, damit er sie in sinnloser Weise verschwenden konnte. Jeden Murrenden warf er in das Gefängniß; niemand durfte dem verblendeten Kurfürsten die Augen öffnen; trüglich spiegelte er ihm vor, es stehe alles gut und jedermann im Lande sei zufrieden. Er war es auch, der den Kurfürsten bewog, dem Bunde gegen Preußen beizutreten.
Z. Durch einen verräterischen sächsischen Geheimschreiber erhielt Friedrich Kenntniß von dem Ungewitter, das sich über seinem Haupte zusammenzog. Muthig beschloß er, seinen Feinden zuvorzukommen, noch ehe sie sich ganz gerüstet hatten, und begann im Jahre 1756 den 3. schlesischen oder den siebenjährigen Krieg.
Undermuthet rückte er mit 70000 Mann in Sachsen ein und besetzte Dresden. Eilend flohen der Kurfürst und Graf Brühl nach Polen; sie haben sich in den sieben traurigen Kriegsjahren nur wenig um das Kurfüistenthum gekümmert. — Das sächsische Heer bezog bet Pirna ein festes Lager. Friedrich schloß es, um es zur Ergebung zu nöthigen, von allen Seiten ein. Wohl rückte zur Befreiung der Sachsen ein östreichisches Heer heran. Allein Friedrich ging ihm mit einem Theile seiner Armee entgegen und schlug es bei Lowositz in Böhmen nach tapfrer Gegenwehr. Nun verloren die Sachsen die Hoffnung; von Kälte und Hunger gezwungen, streckten sie die Waffen. Die Offiziere mußten versprechen, nicht mehr gegen Preußen fechten zu wollen; dann wurden sie entlasten; die