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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 48

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
48 Aus der Zeit des zweiten Nusseneinfalls in Ostpreußen. wovon man nur das Wort „Pruss'" verstand. Tatsächlich waren deutsche Patrouillen bis Darkehmen vorgedrungen. Die Kosaken besprachen sich kurz und hieben dann plötzlich mit Säbeln, Lanzen und Gewehrkolben auf die kleine Schar Gefangener ein. Von weitem sah das aus, wie wenn ein Habicht in eine Schar Küken hineinfährt. Das hatte bald ein Ende. Der Besitzersohn Brandstätter, der Arbeiter Baukus und dessen Sohn lagen tot am Boden, die andern alle auch, leicht oder schwer verwundet, teils in Ohnmacht, teils sich tot stellend. Nur mein Sohn war allein übrig. Ein Kosakenoffizier wollte ihn erstechen, aber er bat um Erschießen. Da gab er ihm Befehl, er solle versuchen, fortzulaufen, er wolle schießen. Als der Willy das in seiner Todesangst tun wollte, stolperte er über einm Stein und fiel hin. Aber er sprang schnell wieder auf, ergriff den Stein und schleuderte ihn nach dem Offizier, dessen Pferd getroffen seitwärts in die Drahtverhaue sprengte und mit seinem elenden Reiter stürzte. Diesen Augenblick der Verwirrung benutzte Willy und kroch in eine Chausseedrumme, und als er auch da beschossen wurde, auf den Ströpker Friedhof, wo er erschöpft zwischen den Gräbern zusammenbrach. Am nächsten Morgen fand ihn ein deutscher Sergeant in einem Schützengraben, wohin er sich noch geschleppt hatte, und rüttelte ihn auf. Er war sehr schwach, am ganzen Körper blau unterlaufen von den vielen Schlägen, die er erhalten. Einige Säbelhiebe hatte er über den Kopf bekommen, sein Haar war an einer Stelle von Kugeln versengt; aber keine von den vielen auf ihn abgeschossenen hatte ihn getroffen. Das waren die schrecklichsten Tage in unserem Leben, die wir nie vergessen werden. Was ein jeder von uns in jenen Tagen ausgestanden hat, läßt sich nicht beschreiben. Mit Jubel begrüßten wir die ersten deutschen Kavalleristen; unser Dank gehörte aber unserm lieben Herrgott, daß er unsere Lieben und uns in der großen Not so gnädig beschützt hatte. Ostpreußische Kriegserlebnifse von Superintendent Braun.*) 32. Aus der Zeit des zweiten Russeneinfalls in Ostpreußen. (November 1914.) 1. Gehorsam muß sein! Besitzer Jankowski wäre in seiner Jugend gern Soldat geworden. Man hätte ihn sicherlich zum Unteroffizier und wer weiß noch zu höheren Stufen befördert. Er hätte dann den großen Weltkrieg mitgemacht und unzweifelhaft das Eiserne Kreuz bekommen. Er hat nämlich eine blühende Gesundheit und Kraft, um Bäume aus der Erde zu reißen, kennt keine Furcht und würde es mit einem Dutzend Russen aufnehmen. Aber nun kommt das „wenn" — *) Zum Besten des Kinderkrüppelheims. Druck und Verlag Krüppellehranstalt Angerburg i. Ostpr.
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