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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 104

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
104 Trakehnen und das ostpreußische Pferd im Weltkrieg. mit 334 300 Stück. Als ein würdiger Vertreter der in Trakehnen gezüchteten Rasse kann der 1896 in Trakehnen geborene Halbbluthengst „Morgenstrahl" angesehen werden, von dem eine li/2 Meter hohe Bronzestatue vor dem Trakehner Schloß an der Auffahrtseite stand. Die Russen haben auch dieses Standbild mitgenommen. Trakehnen liegt nur 20 Kilometer von der russischen Grenze entfernt in den ostpreußischen Kreisen Stallupönen und Gumbinnen. Die 17 000 preußische Morgen große Fläche (4250 Hektar) wird zur Hälfte als Weide oder Wiese, zur andern Hälfte landwirtschaftlich genutzt. So dehnen sich denn zu beiden Seiten der mit prächtigen alten Eichen eingefaßten Chausseen, die das Hauptgestüt Trakehnen mit den zwölf Vorwerken verbinden, riesige Weideflächen und Felder aus. Gräben, künstliche Hügel und Waldbestände mildern die Einförmigkeit der Landschaft, die einen gewissen herben, ernsten Eindruck macht. Von Osten nach Westen, parallel der Eisenbahn, zieht sich quer durch das Gestüt der Pissa-Kanal, der 1726 von preußischen Soldaten gegraben wurde zur besseren Bewässerung des Geländes. Man muß Trakehnen gekannt haben, um zu ermessen, welch ungeheurer mutwilliger Sachschaden hier angerichtet ist. Was an Baulichkeiten hier vor dem Kriege vorhanden war, zeigte nicht nur die selbstverständliche preußische Ordnung und Sauberkeit, sondern darüber hinaus den Geist praktischer Schönheit gepaart mit Bequemlichkeit. Im Laufe der letzten zehn Jahre war Trakehnen so gut wie neu erbaut worden. Über 2600 Personen lebten hier, und was an Neuerungen als vorteilhaft erprobt war, hatte in Trakehnen Eingang gefunden. Jedes Eckchen und Fleckchen, das anderen praktischen Zwecken nicht nutzbar zu machen war, war mit Gras besät, mit Hecken umsäumt oder mit Bäumen umstanden. Diese überall verstreuten kleinen gärtnerischen Anlagen gaben in Verbindung mit den Hausgärten und dem prächtigen öffentlichen Park dem Ganzen das Ansehen eines großen Gartens, einer Gartenstadt. 2. Während des Krieges. Aber welch traurigen Anblick bot diese preußische Musteranlage, nachdem zweimal die russische Soldatenwoge darüber hinweggebraust war, sengend, zertrümmernd und plündernd — ein Reich des Grauens war es geworden; ein Bild ärgster Zerstörungswut der Russen bot sich den Augen dar. Das wertvolle Pferdematerial Trakehnens war zwar — wie auch das der anderen staatlichen und privaten Gestüte — gerettet worden. In Extrazügen hatte man den größten Teil der edlen Pferde bereits am 31. Juli 1914 in Sicherheit gebracht; die meisten derselben wurden nach Graditz*) geschafft, die übrigen auf die noch weiter westlich liegenden Landgestüte verteilt. Aber am 18. August mußten auch die Bewohner und der Rest der Pferde und des Viehes Trakehnen räumen. Über 2000 Menschen schleppten auf Wagen und Karren ihr bißchen Hausrat davon. Sie bildeten mit mehr als 1000 Stück *) Gradih = Domäne und königlich preußisches Hauptgestüt im Kreise Torgau, Regierungsbezirk Merseburg.
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