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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 143

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Mitau, die Hauptstadt von Kurland. sind. „Den Kern der Bevölkerung*) bilden die Beamten der Regierung und die adeligen Familien, welche entweder wegen der Erziehung ihrer Kinder beständig hier wohnen oder doch während der Wintermonate hierher übersiedeln. Etwa zwei Drittel aller Bewohner Mitaus sollen vom Adel abhängig oder von ihm besoldet sein. Die Künstler, Gelehrten, Kaufleute, Advokaten, Beamten der Stadt, bis zum Gouverneur sind durchweg Deutsche. Die Letten sind meist Arbeiter oder Dienstboten, die ärmste Klasse der Bewohnerschaft aber bilden die Juden. Zu den Deutschen, Letten und Juden gesellten sich seit der Vereinigung des Landes mit dem polnischen Reiche auch einige Polen, besonders polnische Edelleute. In neuer und neuester Zeit kamen zu diesen älteren Bewohnern der Stadt die Russen, die, wie in allen Städten der Ostseeprovinzen, auch hier eine immer mehr und mehr um sich greifende Kolonie gründeten." Als Hauptstadt von Kurland ist Mitau der Mittelpunkt des geistigen, also auch des deutschen Lebens der Provinz. Zwei wissenschaftliche Gesellschaften und über 40 Lehranstalten — darunter ein ausgezeichnetes Gymnasium und ein deutsches Lehrerseminar — suchten vom geistigen Leben zu retten, was unter russischem Regiment noch zu retten war. Dazu hat die Stadt ein Provinzial-Museum mit den Gemälden der kurischen Herzoge und anderer berühmter Männer, sowie mehrere bedeutende Bibliotheken und Privat--Gemäldesammlungen. Wie die meisten größeren Städte der alten Ordensländer, hat auch Mitau seine interessante und bewegte Geschichte. Im Jahre 1271 durch den Deutschen Schwertbrüderorden gegründet, war die Stadt zur Ordenszeit dank ihrer Lage an der schiffbaren Aa, die in den Rigaschen Meerbusen mündet, eine lebhafte Handelsstadt. Dem wurde später durch die Schweden, welche als Besitzer von Riga (in Livland) auf das emporblühende Mitau eifersüchtig waren, ein Ende bereitet, indem sie Schiffe und große Steine im Fluß versenkten und so die Zufahrt zum Meere sperrten. In dieser Zeit — es war im 16. Jahrhundert, als der Deutsche Ritterorden immer mehr in Verfall geriet — ging Kurland dem Deutschen Reiche verloren und wurde ein „Herzogtum" unter polnischer Oberhoheit. Etwd fünfzig Jahre vorher (1525) hatte bereits der Hochmeister Albrecht von Brandenburg aus dem Untergange des preußischen Teiles des Ordens für sich das „Herzogtum Preußen" gerettet. Leider war auch er genötigt, dasselbe aus der Hand des Polenkönigs nur als Lehen anzunehmen. Mitau wurde die Residenz der Herzöge von Kurland. Seine Glanzzeit war im 18. Jahrhundert unter Biron, dem Günstling der Kaiserin Anna von Rußland. Das große herzogliche Schloß in Mitau, das sich an Stelle der alten Ordensburg erhebt, erinnert an Biron, der'vom kurländischen Kammerherrn — er war der Sohn eines Stallmeisters und späteren Jagdhauptmanns — zum kurländischen Herzog, ja zum Regenten Rußlands auf- *) K. Baedeker, „West- und Mittelrußland." Handbuch für Reisende. Verlag Karl Baedeker. Leipzig.
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